GP Deutschland 2004
Start
Motorsport 2004
Hockenheim2004

Formel 1 in Hockenheim 2004

- Schumi I gewinnt mal wieder -

 

Eigentlich wollte ich nicht zum „Großen Preis von Deutschland“ zum Hockenheim-Ring fahren. Allenfalls hatte ich vor, am Freitag ein paar Aufnahmen zu machen. Das Rennen wollte ich mir am Sonntag am Fernseher ansehen.

Es kam aber anders: Meine Tochter Mara schenkte mir ein Wochenend-Ticket – und da sagt man nicht nein. Schwager Dieter besorgte eine Übernachtung im Heilbronn – etwa 90 km vom Hockenheim-Ring entfernt. Mit dem ICE war ich in knapp 2 Stunden von Siegburg in der Rennstadt Hockenheim – was will man mehr?

Formel 1 auf dem Tiefpunkt

Eigentlich kann ein Land froh sein, wenn es einen so überragenden Fahrer wie Michael Schumacher hat. Bis auf den Großen Preis von Monaco, wo Schumi von seinem Kontrahenten Montoya „abgeschossen“ wurde, hat er bisher alle Rennen gewonnen: Es waren bis zum Großen Preis von Hockenheim 10 von 11 Grand Prix.

Nicht dass Sie meinen, dass ich etwas gegen Michael Schumacher habe: Ich bewundere ihn als Mensch und als Fahrer. Perfekt in der Vorbereitung für ein Rennen, perfekt in einem Rennen – und menschlich ist auch der Ferrari-Star in Ordnung. Aber etwas mehr Spannung hätte ich mir doch in der Formel 1 gewünscht.

Hinzu kommt, dass die Formel 1 zu teuer wird, die Menschen die hohen Ticketpreise nicht mehr zahlen können und dem Rennen fern bleiben. Es gibt in der Formel 1 Teams, die nicht mehr das Geld für Rennfahrer, Technik, Training und Teilnahme aufbringen können (z.B. Jordan und Minardi), auf der anderen Seite scheint es für die Mannschaft von Ferrari und Toyota kein Limit zu geben (Ausgaben über 500 Mio. €).

Gleichwohl habe ich mich  natürlich über die Tickets gefreut und war begeistert, beim Großen Preis von Deutschland 2004 dabei gewesen zu sein.

Hockenheim-Ring

Der Hockenheim-Ring hatte, wie auch viele andere Rennstrecken in Europa, Probleme die Tribünen voll zu bekommen. Trotz intensiver Werbung fehlten wohl 40.000 Besucher, es sollten etwa 100.000 Zuschauer dabei gewesen sein.

Auf der neu gebauten ICE-Strecke von Köln nach Frankfurt fuhr ich mit 300 km/h durch den Westerwald und Umsteigen in Mannheim. Weiterfahrt mit einem Regional-Express – dieser kam mit etwa 1 Stunde Verspätung in Hockenheim an. Der Shuttle-Bus vom Bahnhof zur Rennstrecke klappte auch nicht so richtig, so fuhr ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum sagenhaften Preis von nur 50 Cent bis nahe an die Rennstrecke.

Ich kam gerade richtig zum Freitags-Training an. Um 11.00 Uhr geht’s bekanntlich los! Übrigens hatte ich einen hervorragenden Platz in der sog. Sachs-Kurve (Innertribüne). Hier fahren die Rennwagen „nur“ 110 km/h und man kann sie in dem wunderschönen Motodrom über längere Zeit beobachten. Hinzu kommt, dass die Sachs-Kurve überwiegend leer war, so dass ich viele Möglichkeiten zum Fotografieren hatte.

Trainingsverlauf

Die ersten drei freien Trainings-Sitzungen am Freitag und Samstag Vormittag wurden von Schumi beherrscht. Raikkönen fuhr stark, obwohl er beispielsweise am Freitag nur ganz wenige Runden draußen war. Beim Samstags-Training war Button (BAR) vor Montoya der Schnellste, Schumi griff in die letzten Trainingsrunden nicht mehr ein, um sich besser auf das Qualifying zu konzentrieren.

Eine typische Schumacher-Runde brachte den Ferrari-Star zum hundersten mal die erste Startreihe. Im ersten Sektor schonte er seine Reifen für die Passage im Motodrom. Der Ferrari nahm auf den letzten 23 Sekunden seinen Gegnern bis zu 5/10 ab. Er schaffte letztendlich mal wieder eine pole position. An zweiter Stelle startete schon Pablo Montoya. Wir erinnern uns an die Duelle der letzten zwei Jahre, so schien es wieder mal sehr spannend zu werden. Button wurde Dritter vor Raikkönen.

Mercedes-Tribüne

Vor drei Jahren hatte man den Hockenheim-Ring gründlich umgebaut. Insbesondere wurde die Rennstrecke von fast 7 km auf eine Länge von 4,2 km verkürzt. Gebaut wurde eine futuristisch aussehende Tribüne von Mercedes. Sie wird vom Automobilkonzern DaimlerChrysler in Eigenregie betrieben.

Ich hatte das Glück, dass mein Schwager Dieter eine Eintrittskarte für die Mercedes-Tribüne für 420 € gekauft hatte und ich eine Trainingssitzung am Samstag mit ihm tauschte, um dort Eindrücke zu gewinnen und Fotos zu machen.

Übrigens für Fotos ist die Tribüne nicht so gut geeignet, weil man zu weit von der Strecke ist. Dabei kann man aber einen großen Teil der Strecke überblicken, z.B. auch die Anfahrt mit weit über 340 km/h auf die Haarnadel-Kurve im äußersten Osten der Rennstrecke.

Auf dem Platz unterhalb der Tribüne befindet sich ein großer Platz mit Schaubühne, wo fortlaufend Interviews mit bekannten Rennfahrern und Rennleitern stattfinden.

Besonders gelungen die Präsentation von Mercedes-Autos inmitten eines Sees unterhalb der Tribüne – ist schon super.

Übrigens waren gerade Bernd Schneider und Bernd Mayländer – beides DTM-Fahrer – auf der Bühne und kommentierten gemeinsam den Verlauf des Trainings.

Rennverlauf

Schumi gewann den Start, Montoya fiel beim Start weit zurück. Kimi Raikkönen (McLaren-Mercedes) war dem Ferrari von Schumi auf den Fersen – bis er in der 9. Runde spektakulär bei über 300 km/h in der Parabolika seinen Heckflügel verlor (Materialfehler).

Rubens Barrichello (Ferrari) fuhr in der ersten Runde auf Coulthard auf und muss sich eine neue Frontnase holen – er hat mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun.

Jenson Button (BAR), der aufgrund eines Motorwechsels um 10 Trainingsplätze zurückgesetzt wurde und von Platz 13 starten musste, fuhr ein super Rennen und wurde mit 8,4 Sekunden Zweiter (ihm gelang das einzige große Überholmanöver, als er Fernando Alonso (Renault) vor der Mercedes-Tribüne ausbremste).

Schumacher gewann den wegen eines technischen Defekts von Olivier Panis auf 66 Runden (301,884 km) verkürzten Grand Prix in 1:23:54,848 Stunden. Button wies 8,388 Sekunden Rückstand auf, da es der 35 Jahre alte Kerpener angesichts des sicheren Sieges am Schluss langsamer angehen ließ. McLaren-Mercedes Pilot David Coulthard verpasste als Vierter knapp seinen ersten Podestplatz der Saison. Juan Pablo Montoya und Ralf Schumachers Ersatzmann Antonio Pizzonia holten als Fünfter und Siebter Punkte für BMW-Williams. „Unser Ergebnis spiegelt nicht ganz den Anstieg der Formkurve wider“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Nick Heidfeld musste seinen Jordan-Ford wegen eines technischen Problems in der 44. Runde in der Box abstellen.

Zusammenfassung

Was wäre gewesen, wenn Button aufgrund des Motorwechsels nicht hätte vom 13. Startplatz starten müssen? Was wäre gewesen, wenn Kimi Raikkönen nicht seinen Heckflügel verloren hätte? Sicher hätte Schumi noch schneller fahren können – aber spannender wäre das Rennen sicher gewesen.

So fuhr Michael Schumacher bei seinem 12. Start einsam seinen 11. Sieg ein, das war sein insgesamt 80. Sieg, hinzu kamen noch die pole position und die schnellste Runde: Schumi I – der Superstar.