VdM-Tagung auf dem Eurospeedway
- Rund um das Auto und den Motorsport -
50 Jahre berufsständige Arbeit des Verbandes der Motorjournalisten (VdM) waren ein passender Anlass, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die die bisherigen
Jahrestagungen des VdM bei weitem überragten! Vorträge, Mitfahrgelegenheiten in Rennfahrzeugen, Diskussionen mit Kollegen, Crash-Versuche, Fahrertraining, Fahrten mit Tankfahrzeugen und Omnibussen, und vieles vieles mehr. Hinzu kam die Preisverleihung des Dieselrings in der „Gläsernen Manufaktur“ in Dresden, in Anwesenheit von Max Mosley, dem FIA-Präsidenten. Aber fangen wir an.
Eurospeedway Der Lausitzring(Eurospeedway) wurde im Jahre 1999/2000 gebaut, er liegt in dem Dreieck zwischen Berlin, Cottbus und Dresden inmitten einer ehemaligen Braunkohlegrube (Tagebau). Das Herzstück des
Eurospeedway ist der markante 2 Meilen (3,2 km) lange Superspeedway – der einzige Hochgeschwindigkeitsovalkurs dieser Länge in Europa. Weitgehend innerhalb des Superspeedways liegen 2 Grand-Prix-Kurs-Varianten: eine für Automobile und eine für
Motorräder. Die Strecken sind 4,5 bzw. 4,3 km lang. In Kombination mit dem angegliederten 5,3 km langen Testoval, das praktisch außerhalb des Superspeedway liegt, können sogar Langstreckenrennen durchgeführt werden: Insgesamt 11,3 km
Rennstrecken stehen dann zur Verfügung. Eine Besonderheit des Testovals sind die beiden parabolisch überhöhten Kurven, die mit Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h querkraftfrei durchfahren werden können und an der steilsten Stelle eine
Überhöhung von 43 ° besitzen. Auf dem Superspeedway hatte ich im letzten September die German 500
gesehen, ein Rennen der amerikanischen ChampCar-Serie. Seinerzeit gewann das Rennen der Schwede Kenny Bräck. Das Rennen wurde überschattet von einem tragischen Unfall, bei dem der Italiener Alex Zanardi beide Beine verlor. Bleibt
noch zu erwähnen, dass die gesamte Anlage eine Größe von 570 ha hat und überwiegend aus Geldern im Rahmen des Aufbau Ost sowie von Geldern des Landes Brandenburg finanziert wurde. Mitfahrgelegenheit in Rennfahrzeugen Der VdM hatte Mitfahrgelegenheiten in Rennfahrzeugen angeboten, dies war möglich sowohl mit einem Audi A4 aus der Supertourenwagen-Meisterschaft (Baujahr 1998) sowie einem Renntruck von Mercedes und einem Lamborghini. Besonders
beeindruckend für mich war die Mitfahrt mit einem Renntruck, gefahren von dem Truck-Rennfahrer Roland Rehfeld. Über eine Einsteighilfe, die am vorderen Reifen befestigt wurde, kletterte ich in den Führerstand hoch. Begrüßung per Handschlag von
Roland Rehfeld. Ich wurde mit dem 5-Punkt-Gurt fest angeschnallt. Ab ging die Post. Einige 100 PS wurden aktiviert und bereits die Durchfahrt durch die erste Linkskurve außerhalb der Boxengasse war schon etwas besonderes. Es quietschte,
rüttelte und die Zentrifugalkräfte waren sehr hoch, dass ich mit den Nackenmuskeln kräftig gegensteuern musste. Die nächste Kurvenkombination, eine Rechts-Links-Kurve, wurde so hart angegangen, dass ich den Eindruck hatte, dass die linken
Vorderräder in der Linkskurve abhoben. Volle Beschleunigung auf etwa 160 km/h! Dann kam am Ende der Geraden, wo praktisch auf die Grand-Prix-Strecke abgebogen wurde, eine 180 °-Kurve. Das Zusammenbremsen von 160 km/h auf die
Kurvengeschwindigkeit von etwa 80 km/h war so brutal, dass mein „Gehirn“ nach vorne in den Sturzhelm rutschen wollte. Eigentlich hatte ich, trotz der enormen Geschwindigkeit, keine Angst. Weitere enge Kurven folgten, bis wir auf die Start- und
Zielgerade vor der Haupttribüne einbogen – die scharfe Rechts-Links-Kurve ließ hier keine allzu hohe Geschwindigkeit zu. Volle Beschleunigung auf etwa 160 km/h. Die überhöhte Kurve anfangs der Start- und Zielgeraden war so steil, dass man
praktisch nur Kräfte in Richtung Unterboden des Trucks verspürte. Mit 160 km/h rasten wir an der Boxengasse vorbei. Eigentlich war ich froh, als die 2. Runde zu Ende war – es war aber doch schön und vor allem unwahrscheinlich beeindruckend.
Die anschließende Mitfahrt mit einem Audi A 4 aus der STM-Meisterschaft war zwar von der Endgeschwindigkeit her noch extremer, aber faszinierender war eigentlich die Mitfahrt im Renntruck gewesen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ich selbst aktiv am Steuer eines BMW M5
im Rahmen eines sog. Sportfahrertrainings mehrere Male um die Grand-Prix-Strecke fuhr – erreichte Höchstgeschwindigkeit am Ende der Start- und Zielgeraden etwa 200 km/h. Richtig ausfahren konnte man das über 400 PS starke Fahrzeug allerdings nicht, weil der Instrukteur vorweg fuhr und letztendlich die Geschwindigkeit, die maximal gefahren werden konnte, angab.
Interessant auch ein Fahrertraining mit einem Audi A4 Quattro – für mich besonders beeindruckend, dass man mit einem ESP ausgerüsteten Fahrzeug praktisch nichts verkehrt machen kann. Die letzten Runden wurden sogar gezeitet – mit
0,5 sec (28,5 sec statt 29 sec) war ich sogar in unserer Gruppe Schnellster gewesen. Es war für mich schon zufriedenstellend, zumal meine „Konkurrenten“ Motorsportjournalisten waren und auch mein Alter um durchschnittlich 20 Jahre
unterschritten. Bleibt noch zu erwähnen, dass weitere Fahrversuche zu sehen waren
- Fahrertraining mit einem Tankfahrzeug - Slalomfahren mit einem Omnibus - Crash-Versuche, hier wurde ein VW Polo gegen einen Anhänger eines Lkw gefahren, dabei wurde praktisch das Dach abrasiert.
Max Mosley überreicht Dieselring Höhepunkt der jährlichen VdM-Veranstaltung ist die Verleihung des Dieselrings. Hierbei handelt es sich um einen Ring, der einen Originalsplitter des ersten Dieselmotors
beinhaltet. Letzter Preisträger war Max Mosley (FIA-Präsident). In diesem Jahr sollte der Preis an Bob Lee, einem Omnibuskonstrukteur, überreicht werden. Die Veranstaltung fand in der sog. „Gläsernen Manufaktur“,
mitten in der Innenstadt von Dresden gelegen, statt. Bei der Gläsernen Manufaktur handelt es sich praktisch um eine Fabrik, wo das Topmodell von VW, der neue Phaeton, gebaut wird. Man kann praktisch durch die Fabrik durchschauen, auch die
Fabrikationshallen sind von außen einsichtbar. Alles picobello sauber, angefangen von dem Holzparkett bis hin zu den fast geräuschlosen Bohrmaschinen. Auch die Arbeiter sind in weiße Overalls gekleidet. Wir nahmen im Foyer des
riesigen Gebäudes unser vorzügliches Abendessen ein, nebenbei wurden die Luxusfahrzeuge gebaut. War schon toll! Bei der Führung durch die Gläserne Manufaktur und der anschließenden Pressekonferenz war Max Mosley mit dabei, ich hatte
Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Vorhergegangen war der „skandalöse“ Große Preis von Österreich, wo Michael Schumacher auf Weisung von Ferrari siegen musste, obgleich Rubens Barrichello (ebenfalls Ferrari) das Rennen souverän
beherrscht hatte und eigentlich hätte gewinnen müssen. Ich sprach Max Mosley auf das Skandalrennen an und fragte ihn, was nun mit Schumi passieren würde. Max Mosley meinte, dass das, was Schumacher getan hätte, eigentlich legal
gewesen sei – allerdings sehr unsportlich. Er hätte am Abend nach dem Rennens noch mit Schumi gesprochen und dieser hatte ihm mitgeteilt, dass er (Schumi) nach der Stallorder vor der Geraden zwar noch Gas weggenommen hätte, letztendlich habe
aber Barrichello noch mehr gebremst, so dass er dann doch noch gewonnen hätte. Die Rennstrecke in Klettwitz(Eurospeedway) wollte Mosley sich nicht angucken, weil er am nächsten Morgen sofort wieder weiter musste, um einen anderen
Termin wahrzunehmen. Im übrigen meinte Mosley, dass Deutschland ohnehin schon 2 Grand Prix hätte (Nürburgring und Hockenheim) und weitere Grand-Prix-Rennen auf keinen Fall hier stattfinden könnten. Von Dresden, das er allerdings nur kurz hätte
sehen können, war er sehr angetan. Resümee 3,5 Tage rund um das Auto – eine super Sache. Man hatte Gespräche mit sehr vielen Kollegen, die in der Autobranche ihr Geld verdienen. Bleibt noch zu erwähnen, dass es
am 2. Tag eine Einladung der Firma Audi gab. Es gab Gegrilltes in der Boxengasse. Dekoriert war diese durch Bilder aus der Autounion Rennwagenzeit (Rosemeyer, Stuck, Noverali), aber auch ein Siegerfahrzeug der 24-Stunden-Rennen von Le Mans war
platziert. Gegrillt wurde übrigens draußen in der Boxengasse. Zum Abschluss machte die Gruppe „Best of the Best“ noch eine Musikdarbietung vor den riesigen Tribünen des Lausitzrings – war schon alles ganz toll. Ich hatte
allerdings gehofft, für mein Buch einen Abnehmer zu finden – leider vergebens.
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