GP Europa 1954

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Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

Fangio siegt erstmals auf Mercedes

- Siegreiche Rückkehr zum Nürburgring -

Der Große Preis von Europa 1954 ging in die Geschichte ein: Der Argentinier Juan Manuel Fangio gewann auf einem „Silberpfeil“ das Rennen auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings.

Erstmals war es ein deutscher Formel 1-Rennwagen, der in der Nachkriegszeit einen deutschen GP gewann – und das sollte bis heute auch so bleiben. Wenngleich die Geschichte der „Silberpfeile“ eigentlich 1934 begann und 2009  75 Jahre Silberpfeile gefeiert wurden, wurde der Begriff „Silberpfeile“ erst 1954 geboren.

Fangio will nicht starten

Das Rennen 1954 begann mit einem tragischen Ereignis. Im Training verunglückte Onofre Marimon, ein argentinischer Freund von J.M. Fangio im Streckenabschnitt Wehrseifen tödlich. J.M. Fangio weinte und wollte nicht starten. Alfred Neubauer, der legendäre schwergewichtige Mercedes-Rennfahrer, überredete Fangio und dieser startete doch und gewann.

Mercedes war 1954 in die Formel 1 zurückgekehrt und es gab einen Doppelsieg beim Debüt in Reims in der französischen Champagne. Es war derselbe Tag, an dem Deutschland mit der „Fritz-Walter-Elf“ Fußball-Weltmeister in Bern wurde. Das vom Krieg gebeutelte Deutschland jubelte.

Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Reims war ein voll verkleideter Silberpfeil vom Typ W196 am Start, für den kurvenreichen Nürburgring benötigte man aber einen Monoposto, bei dem die Räder frei waren und beim Kurven fahren vom Fahrer für ein präzises Einlenken beobachtet werden konnten.

Am Nürburgring wurden erstmals drei neue Monoposto eingesetzt mit dem Ex-Weltmeister J.M. Fangio, Ex-Europameister Hermann Lang und der Neuentdeckung Karl Kling. Nachwuchsfahrer Hans Herrmann, der rasende Konditor aus Stuttgart und erst 26 Jahre alt, fuhr einen stromlinienförmigen Silberpfeil – also 4 Mercedes-Rennwagen am Start.

In der ersten Startreihe standen J.M. Fangio auf Mercedes, Mike Hawthorn auf Ferrari und Privatfahrer Stirling Moss auf Maserati. Sensationell schnell war Hans Herrmann auf dem stromlinienverkleideten Mercedes. Schaut man sich ein Foto an, das das Feld auf der Gegengerade nach dem Start zeigt, so „führt“ der Ex-Weltmeister JM Fangio das Feld an  – allerdings war der eigentlich Führende, der Argentinier Froilein Gonzales (Pampas-Stier genannt, weil er nicht zu den schlanksten Menschen gehörte) schon vorbei in Richtung Nordkurve.

Zur Streckenführung sei noch vermerkt, dass nach dem Start die Südkehre durchfahren wurde und es dann auf der Gegengeraden hinter den Boxen zurückging zur Nordkurve - dann kam die Nordschleife. 22,8 km war die Streckenlänge und es wurden 22 Runden (501 km) gefahren. Start und Ziel und die Gegengerade waren nur durch die Boxen sowie durch das Zeitnehmerhaus und den Dunlop-Turm getrennt. Vom Dach der Boxen konnte man die Vorbeifahrt zweimal hautnah miterleben.

Zeitweise führten 3 Mercedes. Aber Alfred Neubauer geriet in Rage, weil sich offensichtlich Karl Kling nicht an die Stallregie hielt – er überholte, obwohl er vom letzten Platz gestartet war, in der 14. Runde den führenden Stallgefährten Fangio und fuhr dabei mit 9 Minuten 55 Sekunden auch die schnellste Runde des Rennens. Später stellte sich allerdings heraus, dass seine Benzinleitung undicht war und er deshalb Zeit für ein Nachtanken herausfuhren wollte. Hinzu kam noch ein Schaden an der Hinterachse, so dass er die Boxen anfahren musste. Karl Kling wurde aber noch Vierter. Hinter Fangio belegte der Ferrari mit Gonzales und dem später gewechselten Fahrer Mike Hawthorn den 2. Platz, Stirling Moss auf dem privaten Maserati wurde Dritter.

Übrigens hatte Maserati nach dem Tod ihres Werksfahrers Onofre Marimon alle Werks-Maserati zurückgezogen.

Sei noch vermerkt, dass der schlechte Trainingsplatz von Karl Kling darauf zurück zu führen war, dass er während des Trainings ein Rad verlor und somit keine gewertete Zeit fahren konnte.

Es waren wohl 300.000 Zuschauer am Ring, die die Siegesfahrt von J.M. Fangio und die Rückkehr der Mercedes-Silberpfeile beobachteten. Sie gerieten besonders aus dem Häuschen, als Karl Kling führte

Ein Jahr später fiel der Große Preis von Deutschland übrigens aus, weil es beim 24 h-Rennen von Le Mans eine Motorsportkatastrophe gegeben hatte (über 80 Tote) – unter Beteiligung von Mercedes – und sich Mercedes ganz vom Motorsport für Jahrzehnte zurückzog.

75 Jahre Silberpfeile

Die Story der „Silberpfeile“ begann 1934, die neue Formel gab vor, dass die Rennwagen maximal 750 kg wiegen durften. Beim Eifelrennen kam es zum ersten „Schlagabtausch“ der Rennwagen von Auto Union und Mercedes.

Die Rennwagen waren in den Nationalfarben der Länder lackiert, weiß für Deutschland, rot für Italien, blau für Frankreich – Werbeaufkleber gab es damals noch nicht.

Bei der Abnahme hatten die W25 ein Übergewicht von einem Kilo. Daraufhin ließ Rennleiter Alfred Neubauer die weiße Farbe abschleifen, bis nur die nackte, silberne Au-Karosserie zu sehen war.

Aber der Begriff „Silberpfeile“ wurde erst 20 Jahre später geprägt, als Mercedes 1954 in Reims sein Nachkriegs-Comeback im GP-Sport feierte.

In seinen Memoiren bezeichnete Alfred Neubauer die Auto Union Rennwagen immer als „Silberfische“. Manfred von Brauchitsch gewann mit dem W25 das Eifel-Rennen vor Stuck. Im hohen Alter erinnerte sich Brauchitsch: „Wir waren damals zum Überholen gezwungen, sonst wären wir von den giftigen Abgaben des Vordermanns ohnmächtig geworden …“.

Übrigens fand das Abkratzen der Farbe in der Garage des heutigen Restaurants „Altes Forsthaus“ statt, unterhalb der Nürburg. Im Jubiläumsjahr 2009 wurde der Rennwagen aus dem Jahre 1934, der Typ W25, nochmals vor der Garage des Forsthauses fotografiert.

Resümée

Fangio gewann noch zweimal 1956 und 1957 auf dem Nürburgring. Insgesamt gewann er auf der legendären Rennstrecke vier Formel 1-Rennen.

Ihm wurde der Titel „Meister des Nürburgrings“ verliehen. Sein Pokal steht heute noch im Museum „ring-werk“.

Man muss die Leistung von Juan Manuel Fangio auch deshalb besonders bewerten, weil in einer Runde 22,8 km zurück zu legen waren, dabei ein Höhenunterschied von 300 m überwunden werden musste und die Renndistanz über 500 km betrug!

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