Imola 2000 mit Niki Lauda
Der 3. Lauf zur WM 2000 sollte in Europa stattfinden, nachdem der Formel 1-Zirkus vorher in Australien und Südamerika gastiert hatte. Schumi I hatte bereits zweimal
voll gepunktet und führte mit 20 Punkten souverän die WM-Tabelle an.
RTL im neuen Coloneum
Ich sah das Rennen im neuen RTL-Studio auf dem ehemaligen Militärflughafen Butzweilerhof im neuen Coloneum mit Florian König und Niki Lauda – war schon ne super
Sache.
Lange Wartezeiten. Ganze zwei Jahre hatte ich auf Eintrittskarten gewartet, irgendwann klappte dann doch noch die “Zuteilung”. Immerhin bekam ich vier (!!)
Karten zum Preis von je 39 DM über meinen Formel 1-Club. Mit Dieter, mein motorsportbegeisterter Schwager, sowie mit meinen Enkelsöhnen Sjard (18) und Tjalf (11) warteten wir auf den Einlass zusammen mit etwa 150 weiteren Fans. Irgendwie hatte man uns die Zeiten falsch angegeben, statt 11.45 Uhr wurden wir erst um 12.45 Uhr ins Studio gelassen
. Gedränge an der Tür und durch aktives Drängeln schaffte es Dieter, für uns Sitzplätze zu ergattern, fernsehwirksam direkt 5 m hinter den Moderatorenplätzen. Um es vorweg zu
nehmen, so konnten mich jeweils 15 Mio. Zuschauer zusammen mit Niki Lauda sehen.
Florian König und Niki Lauda
War schon eine tolle Sache, in unmittelbarer Nähe von Niki Lauda zu sitzen. Seit 30 Jahren hatte ich Lauda immer wieder bewundert, sowohl als Rennfahrer, als Geschäftsmann (Lauda
Air) oder auch als Kommentator bei verschiedenen Fernsehsendungen. Immer “kurz” und “knapp”, messerscharfe Analysen und manchmal knallharte ungeschönte Kommentare. Und
meistens hatte Niki ja auch Recht!
Äußerlich hatte man sich an das durch Brandverletzungen entstellte Gesicht gewöhnt. Die
Kleidung war einem Spitzenmanager nicht unbedingt angepasst: Jeans, krauselige Jacke, brauner Pullover und das rote “Parmalat-Käppchen”. Man hatte den Eindruck, Lauda hätte
gerade in seinen Klamotten geschlafen. Ein Foto vom dreimaligen Weltmeister: kein Problem, Niki smilte fotogen auf Wunsch in meine Kamera.
Florian König beherrschte sein Metier als Kommentator souverän. Mit einem “Knopf im Ohr”
und Sender auf dem Rücken sowie Notizblock wurden an 15 Mio. Zuschauer die Meldungen fachlich präzise und ruhig in der Aussage rübergebracht.
Klatschen nach Regie
Der Fernsehzuschauer hat, wenn er die RTL-Sitzung zuschaut, sicher den Eindruck, bei den Zuschauern handelt es sich um einen lustigen Haufen, die sich über alles freuen und das
durch immerwährendes Klatschen bestätigen. Dahinter steckt Regie: Zunächst erscheint Florian König und man klatscht nicht. Das muss anders werden, so die Regie. Wenn also
Florian König nochmals hereinkommt und auf Sendung geht, muss geklatscht werden. Es klappt! Von der anderen Seite erscheint Niki Lauda, der Beifall ist noch etwas intensiver und
will nicht enden. Der Regisseur “greift” ein und gibt ein Handzeichen: aufhören!
Es ist mittlerweile 13.00 Uhr und in einer Stunde wird gestartet. Die beiden Kommentatoren Lauda und König plaudern in der Mitte von 2 Ferraris stehend über das letzte Mal, wo auch ein Ferrari 2 Auftaktsiege erringen konnte. Wer denn
das wohl gewesen sei, so Florian König. Lauda weiß es natürlich nicht, stellt sich dumm und bekommt dann prompt zu hören, dass er (Lauda) es 1976 selbst war. Übrigens wurde er damals nicht
Weltmeister, weil er einen schweren Unfall auf dem Nürburgring hatte (deshalb auch die Brandverletzungen), kurz pausieren musste und bei dem entscheidenden Regenrennen in
Japan wegen der Gefährlichkeit des Kurses sein Auto nach einer Runde abstellte, wodurch James Hunt Weltmeister wurde.
Studio
Im Studio haben etwa 200 Zuschauer Platz, sie sitzen auf einfachen Sitzbänken, 6 Reihen steigen nach oben an. Diverse Scheinwerfer strahlen die beiden roten Ferraris an. Alle
Zuschauer haben Blick auf eine Großbildleinwand, zwischendrin aber noch kleine Monitoren mit “anderen” Bildern (z. B. Tabellen über den WM-Stand, Bilder jeweils von der Boxengasse
usw.). 4 Studiokameras und eine mobile Handkamera. Alles neu, futuristisch designed und indirekt beleuchtet. Viel blankes Metall als Wandverkleidung.
Die beiden Moderatorplätze sind 5 m von uns entfernt, ich sitze unmittelbar hinter Niki Lauda,
so dass ich, und das kann ich auf den Monitoren sehen, immer wieder ins Bild komme. Meine Frau wird sich zu Hause freuen!
Es sei noch gesagt, dass es sich bei den beiden Ferraris natürlich um “Leihgaben”
handelt, ein 1999er Ferrari von Schumi I sowie der Weltmeister-Ferrari von Jody Scheckter aus dem Jahre 1979. Welten liegen zwischen diesen beiden Autos!
Schumi verpatzt den Start und gewinnt trotzdem
In der ersten Startreihe stehen ein rotes und ein silbernes Auto, Häkkinen hatte in letzter Minute Schumacher im Training “geschlagen”. Schumi startet mit durchdrehenden Rädern
und kommt schlecht weg, Traumstart für Häkkinen. Schumi fährt wild hin und her und drängelt sich wieder an seinem Teamkollegen Barrichello vorbei. Auf Bildern ist später zu
erkennen, dass er auch seinen Bruder Ralf auf Williams-BMW durch das Hin- und Herfahren auf den Seitenstreifen abdrängt.
Schumi I und Häkkinen fahren dem Feld auf und davon, Schumi II und Frentzen liegen unter
den ersten 10, fallen aber durch technische Defekte aus. Das gleiche Schicksal ereilt Nik Heidfeld auf Prost-Peugeot, der an letzter Stelle liegend ebenfalls technische Probleme hat.
Schumi kommt nicht an Häkkinen vorbei und muss diesen ziehen lassen. Die Reihenfolge
ändert sich bis zum 2. Boxenstop nicht. Beim 2. Stop von Häkkinen gelingt es Schumi, noch einige schnelle Runden zu fahren und so einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten. Beim
Boxenstop selbst überholt er Häkkinen. Dramatisch noch der Boxenstop von Coulthard und Barrichello. Hier überholt Coulthard Barrichello in der Boxengasse durch ein sehr gefährliches
Manöver, in dem er einfach Barrichello vors Auto fährt.
Schumi gewinnt vor Häkkinen, Coulthard und Barrichello, 5. wird Villeneuve (BAR) und 6.
Salo auf Sauber, der damit den ersten Punkt für das Sauber-Team erhält (in Melbourne war Salo als 6. disqualifiziert worden).
Das Rennen war nicht besonders dramatisch, wenn man mal davon absieht, dass in den letzten Runden Häkkinen gewaltig Druck auf Schumi I machte. Aber Druckmachen und
Überholen ist ja bekanntlich in der Formel 1 etwas ganz anderes.
Highlights
Während der normalen Übertragung, die wir als Zuschauer auf einer Großbildleinwand verfolgen konnten, waren Niki Lauda und Florian König nicht im Studio. Sie analysierten das
Rennen in einem besonderen Raum mit mehreren Monitoren. Nur als plötzlich die Direktübertragung aus Italien ausfiel, erschienen sie im Galopp im Studio, um über die
Großleinwand das Rennen zu kommentieren.
Die Highlights selbst brachten eine Zusammenfassung der Höhepunkte des Rennens, angefangen von dem doch etwas eigenartigen Start, den Ausfällen der deutschen Fahrer
Frentzen und Schumi II sowie Heidfeld, Interviews mit diesen sowie nochmal eine Wiederholung der spektakulären Ereignisse in der Box, wo Coulthard in einer
beängstigenden Art und Weise Barrichello vors Auto gefahren war.
Natürlich erschien der RTL-gesponserte Sieger Michael Schumacher noch vor der Kamera in IMOLA: Es war mein härtestes Rennen und ich freue mich, diesmal die McLaren-Mercedes
“auf der Strecke” geschlagen zu haben.
|