ChampCarSerie 2001 Lausitzring

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Webmaster Reinhold Zitzelsberger

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Donnerstag, 22. August 2013 

ChampCars auf dem Eurospeedway

- Ein tragisches Rennwochenende -

Irgendwie lastet der Fluch auf der neu erbauten Rennstrecke in der Lausitz: Ex-Formel 1-Rennfahrer Alboretto verunglückte dort tödlich bei Testfahrten, vor der Premiere der amerikanischen ChampCars auf dem Eurospeedway fanden Terroranschläge in den USA auf das World Trade Center und das Petagon statt und letztendlich verunglückte ChampCar-Star Alex Zanardi so schwer, dass ihm beide Beine amputiert werden mussten.

Es war eine Motorsportveranstaltung, die man als Motorsportfan vergessen kann. Gleichwohl ein Bericht.

Amerikanische Tragödie

Am Dienstag vor dem Rennen (11. September 2001) gab es 3 Anschläge auf die Weltmacht Amerika, die beiden Zigarren des World Trade Center wurden durch terroristische Flugzeugangriffe zerstört, ein von Terroristen entführtes Verkehrsflugzeug flog in das Pentagon und ein Passagierflugzeug stürzte mit über 200 Passagieren  in Pennsylvania nach einer Entführung ab: Über 5.000 Tote, eine Tragödie unfassbar für Amerika und die Welt.

Ich selbst erfuhr von dem Terroranschlag anlässlich der IAA(Frankfurt), kurz nach 15.00 Uhr wurde dort das brennende World Trade Center gezeigt. Ich sah das brennende Hochhaus, ohne dazu eine Kommentierung zu hören. Zu diesem Zeitpunkt war das andere Zwillingsturms noch nicht von einem Flugzeug getroffen worden. Auf der Rückfahrt von der IAA erfuhr ich dann Einzelheiten über das Ereignis, das die Welt verändern wird.

Eine e-mail zur Pressesprecherin der Eurospeedway, Ilka Wendlandt in Klettwitz, bestätigte mir, dass das Rennen stattfinden würde. Die Fahrzeuge mit ihrer Begleitung seien schon alle da und man würde sich dem Terrorismus nicht beugen, denn die Terroristen hätten offensichtlich bezweckt, dass sich Amerika dem furchtbaren Ereignis unterwerfen würde.

Mit gemischten Gefühlen reiste ich also in Richtung Eurospeedway, der neuen Hochgeschwindigkeitsrennstrecke in der Lausitz.

Eurospeedway (Lausitzring)

Der Lausitzring, später umbenannt in Eurospeedway, liegt praktisch im Dreieck zwischen Dresden, Berlin und Cottbus. Im Rahmen des „Aufbaus Ost“ hat das Land Brandenburg diese Rennstrecke inmitten einer ehemaligen Braunkohletagebaugrube gebaut. Man richtet sich beim Bau darauf aus, die amerikanischen IndyCars auf diese Rennstrecke nach Europa zu bekommen. So ist das Hauptstück eine 3,2 km Hochgeschwindigkeitsrennstrecke mit nur 3 Kurven. Innerhalb dieses Dreiecks dann eine Rennstrecke für Rennwagen oder auch Motorräder. Außerhalb des Dreiecks dann noch eine Versuchsstrecke, ein Oval mit jeweils 2 etwa 3 km langen Geraden. Aus Umweltschutzgründen wird die ganze Anlage durch hohe Erdwälle umgeben, so dass kein Krach nach außen gelangen kann. Die Rennstrecke liegt unmittelbar an der Autobahn Dresden – Berlin, sie kann verkehrstechnisch schnell erreicht werden.

Sie soll 50 Mio. DM gekostet haben, mitfinanziert vom Land Brandenburg.

 

Das Rennen stand im Zeichen dieses wahnsinnigen Terroranschlags. Immer wieder Schweigeminuten – insbesondere wurde vor dem Start an die Opfer gedacht.

Die GERMAN 500 wurden umbenannt in AMERICAN MEMORIAL 500.

ChampCars fahren nicht bei Regen

Man hatte das Rennen auf den Samstag terminiert, weil bei Regen eine Verschiebung auf Sonntag oder gar Montag eingeplant war. Am Donnerstag, also 2 Tage vor dem Rennen, konnte nicht trainiert werden, weil es regnete.

Am Freitag morgen ebenfalls Regen – allerdings hörte der Regen etwa um 10.30 Uhr auf. Mit Heissluftgebläsen und Befahren der Rennstrecke, teilweise sogar mit Bussen, versuchte man, den Belag trocken zu bekommen. Um 13.30 Uhr war es dann soweit, so dass der erste Rennwagen auf die Strecke gehen konnte.

Zu bemerken ist hierzu, dass es vorher schon Tests mit ChampCars auf dieser Rennstrecke gegeben hatte. Die dort gewonnenen Daten waren allen Rennstallbesitzern zur Verfügung gestellt worden.

Für die Rennfahrer selbst und für alle Teams war alles neu. Man rechnete mit Rundendurchschnitten von über 300 km/h.

Viel Zeit, um die neue Strecke kennen zu lernen, hatten die ChampCar-Piloten also nicht. Die Trainingssitzungen am Donnerstag und Freitag morgen fielen, wie vorher beschrieben, buchstäblich ins Wasser. Das Qualifying wurde abgesagt. Die Startaufstellung wurde nach dem Punktestand in der Meisterschaft festgelegt. Sei noch zu erwähnen, dass Toni Kanaan vor dem Teamkollegen Alex Zanardi Trainingsschnellster war. Die beiden Piloten vom MO-NUNN-Team unterboten als einzige die 35 Sekunden-Marke und fuhren 338,5 km/h.

Der Schnellste auf der Start- und Zielgeraden war Penske-Pilot Helio Castroneves mit 345,591 km/h.

Rennen am Sonntag

Eindrucksvoll war die Startzeremonie. Alle Rennwagen wurden schräg vor den Boxen aufgestellt, dahinter postierten die Teams mit ihren Fahrern. Ministerpräsident Manfred Stolpe sprach an die Renngemeinde, die amerikanische Nationalhymne wurde von einer New Yorkerin gesungen, die deutsche Nationalhymne wurde von einer Bergmannskapelle gespielt. Während einer Schweigeminute wehten sowohl die amerikanische als auch die deutsche Fahne an jedem Rennwagen. Die Zeremonie war ergreifend. Danach das Kommando des Rennleiters: „Gentlemen, start the engins please.“.

Die Rennmotoren heulten auf, es war bessere Musik! Nach 3 Einführungsrunden wurde das Feld mit laufendem Start auf die 500 -km Distanz geschickt.

Rennen endete tragisch

Es sollte eine unvergessliche Premiere geben. Doch das erste Rennen der ChampCars auf europäischem Boden wurde zum Albtraum.

Entgegen sämtlicher Befürchtungen, die Fahrer hätten zu wenig Zeit gehabt, sich an die neue Rennstrecke zu gewöhnen, verlief das Rennen während 141 Runden ohne nennenswerte Zwischenfälle. Es gab zwar hin und wieder Gelbphasen, aber keine Unfälle.

In Runde 142 folgte der Schock. Leader Alex Zanardi war gerade dabei, die Boxengasse zu verlassen , als der Italiener beim Beschleunigen am Ende der Boxengasse die Kontrolle über sein Auto verlor, sich auf dem Grünstreifen drehte, von dort auf die Strecke rutschte und von Alex Tagliani seitwärts mit rd. 320 km/h torpediert wurde. Der Aufprall riss das Chassis des Reynard-Honda von Zanardi entzwei. Dem 34jährigen aus Bologna wurden auf der Stelle beide Beine abgerissen – eines ober-, das andere unterhalb des Knies.

Beide Wracks flogen über den Asphalt und landeten in der Mauer. Sekunden später waren die ersten Rettungswagen vor Ort. Helfer leiteten Sofortmaßnahmen ein und kümmerten sich um die Verletzten. Laut Rennarzt waren beide Fahrer bei Bewusstsein.

Etwa 30 Minuten nach dem Horrorunfall wurden beide Fahrer per Hubschrauber in das Krankenhaus Berlin-Marzahn geflogen.

Ich beobachtete den Unfall und die Aktivitäten der Rettungsmannschaften durch mein 400 mm-Objektiv. Es dauerte sehr lange, bis die Fahrer aus den Cockpits befreit werden konnten. Auch das Abfliegen der Hubschrauber dauerte verhältnismäßig lange, so dass ich schlimmstes befürchtete.

Während die Rettungsarbeiten liefen, wurde das Rennen hinter dem Safetycar beendet. Sieger wurde Kenny Bräck vor seinem Teamkollegen Max Papis. Bei der Siegerehrung gab es nicht viel Jubel, der Pokal wurde Kenny Bräck überreicht und das war’s.

Alle waren von dem schrecklichen Unfall noch mitgenommen.

 

Fazit

Der Lausitzring und die American Memorial 500 hätten ein wunderschönes Rennwochenende werden können, wenn nicht der tragische Unfall mit Alex Zanardi gewesen wäre. Ich ging etwas betroffen nach Hause - dass hatte ich schon des öfteren gehabt, wenn in einem Rennen jemand verunglückt war!

Aber das Leben geht weiter, das nächste Rennen wird gefahren werden – mit Sicherheit ohne Alex Zanardi. Bleibt noch zu erwähnen, dass Alex Zanardi mit dem Leben davon kam, ihm mussten aber beide Beine abgenommen werden.Mitte November wurde Zanardi aus dem Krankenhaus entlassen - im Rollstuhl.Übrigens will er im nächsten Jahr am 21.Sept. als Zuschauer wiederkommen.Gute Besserung!!!

 

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