24-Stunden-Rennen – eine Riesenveranstaltung
Ich war bestimmt 10 Jahre nicht mehr beim 24-Stunden-Rennen gewesen. Ich muss das im Nachhinein
bedauern! Denn was sich in der ersten Juniwoche 2003 abspielte, hat viele meiner bisherigen Ringerlebnisse übertroffen.
Das Wetter war heiß, es gab am Freitag Abend ein Wärmegewitter mit viel Regen. Aber davon
ließen sich die Fans nicht ihren Spaß verderben.
Über das alte Fahrerlager kam ich ins neue Fahrerlager und sah gerade noch das Rennen der
V8-Stars. Ein paar Aufnahmen oberhalb der Schikane und ein kleiner Zwischenfall. Thomas Mutsch kam in langsamer Fahrt in Richtung Schikane, offensichtlich mit einem Reifendefekt. Ausgerechnet hinter
der Schikane verlor er den Reifen. Dieser blieb auf der Fahrbahn liegen. Ein paar aufgeregte Diskussionen der Streckenposten: Wegen der Gefahr für die Streckenposten sollte man ihn nicht von der
Piste holen. Statt dessen wurden gelbe Flaggen geschwenkt. Es ging gut – man fuhr um das Hindernis herum.
Das Rennen gewann Pedro Lami vor Michael Bartels und dem Oldie Roland Asch. Bezogen auf Roland
Asch ist immer wieder festzustellen, dass dieser mit seinen 52 Jahren(!) immer noch allerbeste Sahne ist.
Es war wohl 13.00 Uhr und mittlerweile liefen die Startvorbereitungen für das
24-Stunden-Rennen. Über 200 Fahrzeuge waren am Start mit über 800 Fahrern – ein Wahnsinn!
Während der Startvorbereitungen drehte Frank Biela mit seinem Original Le Mans-Siegerwagen eine
Runde. Danach machte er sich für das 24-h-Rennen fertig.
Tolle Stimmung bei der Startaufstellung, viele, viele Zuschauer mit Sonderkarten und Promis
inmitten der Rennfahrzeuge. Freibusige Damen ließen sich mit den Fahrzeugen und Rennfahrern fotografieren. Man hatte tolle Gelegenheiten, die Herren Rennfahrer, an die man ja sonst nicht herankommt,
zu fotografieren.
Während H.J. Stuck sich auf den Start konzentrierte, wurde an seinem Werks-BMW noch am Sitz
gearbeitet. Ich fotografierte Stuck in der Konzentrationsphase. Robert Lechner bekam Besuch von einer busengepainteten Dame und das machte allen viel Spaß: Nackte Tatsachen und schnelle Autos passen
halt zusammen.
Die Audi-TT-Mannschaft mit Frank Biela schob den Audi gemeinsam zum Startplatz. Danach die
Aufforderung für alle, den Startplatz zu räumen. Ich selbst durfte bleiben, weil ich ja eine Pressefotografen-Armbinde hatte.
Wenig später dann der Hinweis „Noch 30 Sekunden bis zum Start“. Es wurde also ernst!
Danach der Start zur Einführungsrunde hinter dem Safetycar. 200 Rennfahrzeuge donnerten an mir vorbei mit viel Sound. Riesige Begeisterung auf der Nordschleife. Die Fans versuchten, die Fahrzeuge zu
berühren. Ein Problem sollte sich, wie später herauskam, für die beiden Werksautos von BMW ergeben.
Start pünktlich um 15.00 Uhr – in drei Gruppen gings auf die 24-Stunden-Reise.
Schrecksekunde für Zuschauer und das BMW-Team: Die beiden Werks-BMW mit H.J. Stuck und Jörg Müller waren liegen geblieben. Warum – das kam erst später heraus.
Schon in der ersten Runde ein harter Kampf um die Führung. Die Dodge-Viper kämpfte mit dem Opel
Astra und einigen Porsche vom Typ 996.
Beide BMW wurden zu den Boxen geschleppt (über öffentliche Straßen) und es wurde jeweils ein
neues Getriebe eingebaut. Nach etwa 30 Minuten fuhr man weiter. Der Grund des Ausfalls: Man hatte Trockeneis in die Luftkästen vor den Kühlern getan, damit die Fahrzeuge in der langsamen
Einführungsrunde gekühlt werden. Das Eis hatte aber das Getriebeöl so heruntergekühlt, dass das Getriebe ohne Öl war und an beiden BMW versagte. Nach der Reparatur holte das hervorragend besetzte
Fahrerteam Stucks wieder auf – fiel allerdings nachts wegen eines Unfalls aus.
Mit einem Presseshuttle ging’s hinaus auf die Strecke, zunächst zum Adenauer Forst. Was
dort oben los war, ist kaum zu beschreiben: Fans und Fans – Wohnwagen, Zelte, Bierstände, Würstchenbuden, ...
Die Rennfahrzeuge kamen aus der Fuchsröhre hoch in die langsame Links-Rechts-Passage, um dann
in Richtung Metzgesfeld zu verschwinden. Ein paar Aufnahmen: Wir warten auf die zu diesem Zeitpunkt führende Dodge-Viper. In einer Gruppe von langsamen Fahrzeugen, dicht gefolgt von den späteren
Siegern, dem Opel Astra V8. Wir entdecken wieder den BMW mit der Startnummer 42 (wurde offensichtlich repariert, denke ich) mit H.J. Stuck am Steuer.
Wir fahren mit dem Shuttle weiter nach Breitscheid, um von dort zu Fuß zur oberen
Wehrseifenbrücke zu laufen. Ein paar Fans haben hier ausrangierte Sofas direkt an den Zaun gestellt, überall Zelte und Wohnburgen, teilweise noch mir riesigen Planschbecken, wo Kinder und leicht
fröhlich angetrunkene Menschen baden.
Weiterfahrt zum Schwalbenschwanz, ein Fotokollege zeigt mir einen Platz mit allerbestem
abendlichen Fotolicht. Wir stehen gegenüber der zweiten Schwalbenschwanzkurve in Richtung Galgenkopf. Wie im Karussel fährt man hier in der stark überhöhten Innenkurve, bestehend aus holprigen
Betonplatten.
Wir machen uns auf in Richtung Start und Ziel, allerdings noch ein Abstecher zur
Coca-Cola-Kurve. Die Rennfahrzeuge kommen aus der Schikane in eine bergaufführende Linkskurve, um dann in Richtung Hatzenbach zu verschwinden. Auch hier imponiert uns die Dodge-Viper, die sich
unspektakulär, allerdings mit viel Sound, durch die Kurven bewegt. Ist schon toll das Fahrzeug!
In der Boxengasse lebhaftes Treiben. Die Teams müssen sich mit mehreren Fahrzeugen eine Box
teilen. Reifen- und Fahrerwechsel, Auftanken und Ausführung von Reparaturen. Die auf der linken Boxenspur fahrenden Rennfahrzeuge werden von einem Teammitglied herein gewunken, damit sie nicht an der
Box vorbeifahren. Frisch zum Einsatz kommende Rennfahrer warten konzentriert auf ihren Einsatz. Ich beobachtete den Stopp beim Zakspeed-Team. Aufgrund des hohen Benzinverbrauchs dauerte das Auftanken
sehr lange, zumal nur von normalen Tanksäulen getankt wird. Peter Zakowski, eigener Teamchef und Fahrer, wartet am Steuer auf das Zeichen „go“. Ab geht’s in die Dunkelheit der Grünen
Hölle.
Zu diesem Zeitpunkt war die Viper bereits mit Strafrunden belegt worden, weil man
unzulässigerweise das Fahrzeug mit großen Tanks nachgerüstet hatte. Letztendlich belegte sie den 5. Platz.
An der Opelbox erkenne ich zu dem Zeitpunkt den führenden Opel Astra, der Boxenstopp verläuft
normal.
Ich fahre um 23.00 Uhr nach Hause, weil ich noch die letzte Fähre über den Rhein von Remagen
nach Linz bekommen will.
Das Rennen gewinnt am Sonntag Nachmittag um 15.00 Uhr das Opel-Team mit Reuter, Scheider,
Tiemann und Strycek, eine Sensation!
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