1000km Nürburburgring 2004

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Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

1.000 km-Rennen 2004

- Audi siegt mal wieder -

 

1.000 km-Rennen auf dem Nürburgring – das erste fand vor 50 Jahren statt und führte über die berühmte Nordschleife – haben Tradition. Vor 20 Jahren siegten Stefan Bellof und Derik Bell erstmals auf dem damals neuen Grand-Prix-Kurs und am ersten Juli-Wochenende 2004 gab’s eine Neuauflage – also mal wieder ein Grund, zum Nürburgring zu fahren!

Was mir eigentlich noch nie passiert ist, weil in Teilbereichen des Grand-Prix-Kurses keine Lautsprecheranlage vorhanden war, habe ich den Zieleinlauf „verschlafen“ und nur indirekt mitbekommen, dass es einen Audi-Doppelsieg gab. Auch so etwas passiert einem „alten“ Rennfan.

 

Geschichte

Ich habe schon einige 1.000 km-Rennen besucht und bin eigentlich immer wieder fasziniert von dem Auto-Marathon. Mein erstes Rennen sah ich 1959, damals siegten Moss/ Fairmann auf einem Aston Martin. Das Rennen ging in die Geschichte ein, weil Jack Fairman den Austin Martin am Brünnchen in den Graben gesetzt hatte, mit großer Verspätung wieder bei Start und Ziel an den Boxen ankam und Stirling Moss in einer wahnsinnigen Aufholjagd doch noch den Sieg einfuhr.

Beim ersten großen Rennen auf dem neu erbauten Grand-Prix-Kurs 1984 war ich nur in der Schlussphase dabei, es siegten Stefan Bellof und Erik Bell auf dem legendären Rothmann-Porsche 956.

Auch die Schumi-Ära begann eigentlich mit einem Einsatz von Michael Schumacher in einem Gruppe C Sauber-Mercedes 1990. Schumi wurde zusammen mit seinem „Lehrmeister“ Jochen Maass Zweiter und fuhr die schnellste Runde.

Übrigens gibt es ein sehr interessantes Buch von Jörg-Thomas Födisch und Michael Behrnd über die Geschichte der 1.000 km-Rennen auf dem Nürburgring (Hehl-Verlag, Königswinter, 2003).

Schlechtes Wetter

Der „Sommer“ 2004 ist nicht besonders schön – aber das Wetter hier oben auf dem etwa 700 m hoch gelegenen Nürburgring war extrem schlecht. Temperaturen um 10 °C am Abend, Regenschauer und ein kalter Wind. Zwischendurch gab’s allerdings auch mal Sonne. Also waren Regenjacke dicker Pullover, Jeans und festes Schuhwerk angesagt.

Nur wenige Menschen hatten die Anreise gewagt – vielleicht 5.000?

Aber schlimmer als beim 24-Stunden-Rennen vor 4 Wochen konnte es ja eigentlich nicht werden.

Übrigens hatte ich keine Akkreditierung bekommen – trotz der geringen Resonanz in der Presse. Man schrieb mir, dass man ja eigentlich „keine Buchautoren“ unterstützen würde – aber woher sollen Buchautoren denn ihre Informationen bekommen? Sollen sie etwa aus Fachzeitschriften abschreiben? Sollen sie etwa ihre Bilder teuer einkaufen? Irgendwie verstehe ich die „Vergabepolitik“ des ADAC Nordrhein nicht, zumal ja auch noch eine Ausstellung mit selbst geschossenen Motorsportbildern in der Erlebniswelt am Nürburgring von mir läuft – und jeweils 14 Tage nach einem Rennen aktuelle Bilder gezeigt werden (derzeit GP Europa, DTM Lausitz und 24-h-Rennen).

Rennverlauf

Die Startaufstellung erfolgte weit abseits aller Zuschauerplätze in Höhe des Start- und Zielhauses und war eigentlich nur durch die Fernsehkameras für die Zuschauer einsehbar. Also lief ich in Richtung Mercedes-Tribüne, um zumindest die Rennwagen nach dem Start fotografieren zu können. Pünktlich ging’s kurz vor 16.00 Uhr in die Einführungsrunde und um 16.00 Uhr erfolgte der „fliegende Start“.

Favorisiert im Vorfeld waren eigentlich die drei Audi R8 mit folgender Besetzung:

Pierre Kaffer/Allan McNish, Jami Davies/Johnny Herbert, Seji Ara/Rinaldo Capello.

Überraschend war ein englisches Privatteam mit einem Zytek 04F-JUDD, er war Trainingsschnellster.

Der blaue Zytek mit der Start-Nr. 3 kam auch beim Start als Erster in Richtung Haug-Bogen, wurde aber schon in der Kurve von Pierre Kaffer attackiert. Wer übrigens im Haug-Bogen den großen Crash sehen wollte, der wurde enttäuscht. Die richtige Reifenwahl und ständig sich ändernde Witterungs- und Straßenverhältnisse sollten das Renngeschehen (und letztendlich auch die Renndauer) bestimmen.

Entgegen früheren Begebenheiten im alten „Castrol-S“, so hieß die Kurve am Ende der Start- und Zielgeraden bis zum Bau der Mercedes-Arena, ging dieses Mal alles gut und alle Rennfahrzeuge kamen gut durch. Drei Audi R8 waren vorne mit dabei, dazwischen der Trainingsschnellste Zytek 04F. Bei den GT’s gab Michael Bartels auf einem Konrad-Saleen den Ton an.

1.000 km sind eine lange Strecke, ich nutzte die Gelegenheit, um zwischendurch auch „meine“ Motorsport-Ausstellung mit Bekannten anzuschauen. Um etwa 18.00 Uhr begann ich meinen Rundgang rund um die Strecke: Mercedes-Tribüne, Ford-Kurve und dann hinunter zur Dunlop-Kehre. Überwiegend gähnende Leere, ich konnte sogar gut fotografieren, weil praktisch niemand im Wege stand. Am Ausgang der Dunlop-Kehre war ich der einzige Fotograf. Ich machte es mir bequem und baute mir aus herumliegenden Holzresten einen Notsitz – wohl etwa 2 Stunden blieb ich hier allein und wartete auf gutes Fotolicht. Aber es gab mal wieder einen Schauer und einige Racer bekamen Probleme beim Anbremsen der Dunlopkehre und mussten die Fahrbahn in Richtung Kiesbett verlassen. Bei dem Regenschauer um etwa 20.00 Uhr wurde das Feld gewaltig durcheinander gewirbelt, auch der bis dahin führende Audi R8 mit Kaffer und McNish landete am Ende der Start- und Zielgeraden im Kies. Kaffer startete eine wahnsinnige Aufholjagd und war nach einiger Zeit wieder vorne. Etwa 20.30 Uhr gab’s Regen und Sonne und einen tollen Regenbogen. Ich schoss wohl einen ganzen Film leer – war einfach ein wunderschönes Erlebnis. Zwischendurch verbremste sich der Porsche 911 GT mit der Start-Nr. 90, der u.a. von der Tochter des mehrmaligen Le Mans-Siegers Jacky Ickx gefahren wurde. Er wurde mit einem Traktor aus dem Kiesbett gezogen und konnte weit abgeschlagen weiterfahren.

 

Rennende verpasst

Bei mittlerweile einbrechender Dunkelheit ging ich zurück in Richtung Start und Ziel, um den Zieleinlauf zu fotografieren. Es wären theoretisch noch etwa 12 Runden zu fahren gewesen. Ich hatte aber vergessen, dass das Rennen maximal 6 Stunden dauern darf und praktisch nach 6 Stunden abgebrochen wird. So hatte ich nicht mitbekommen, dass Pierre Kaffer/Allan McNish mit ihrem Audi R8 als Sieger abgewunken wurden. Mit einer Runde Rückstand wurden Jami Davies/Johnny Herbert, ebenfalls auf Audi R8, Zweite. Der anfangs in Führung gelegene Zytek wurde Dritter. Bei den GT’s wurde das bis dahin führende Team Michael Bartels/Uwe Alzen/Frank Konrad in der letzten Stunde noch von dem Ferrari 550 Maranello mit dem Fahrern Pedro Lamy/Christophe Bouchet/Steve Zacchia eingeholt, nachdem der Saleen starke Vibrationen bekommen hatte und nicht mehr volle Pulle fahren konnte.

Mittlerweile war es draußen nur noch 9 °C warm, ein Sauwetter mal wieder am Nürburgring. Meinen abendlichen Wein gönnte ich mir noch kurz vor Mitternacht, denn auf den leeren Straßen konnte ich schnell vom Nürburgring zu mir nach Hause in Königswinter-Berghausen fahren!

 

     

     

     

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