24h Nürburgring 2004

Sie befinden sich hier:

> Start > Motorsport 2004 > 24h Nürburgring 2004

 

Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

 24 h-Rennen 2004

- Unwetter – 220 Startfahrzeuge – Stuck und Co. siegen -

 

Der Gewinner war der „Alte“ – Hans-Joachim Stuck gewann 1970 erstmals den Langstreckenklassiker in der rauen Eifel und gewann 2004 mal wieder. 220 Rennfahrzeuge waren am Start. Die Rahmenrennen eingeschlossen starteten 1.200 (!) Rennfahrer. 220.000 Zuschauer umsäumten die 24 km lange Strecke. Einfach ein Rennen der Superlative!

 

Nürburgring und viel mehr

Es ist die legendäre Nordschleife, die über 220.000 Zuschauer anzog. Wie in alten Zeiten campierte man rings um den Ring. Wahre Zeltstädte entstanden ab Mittwoch, dem Tag vor Fronleichnam (Feiertag in Rheinland-Pfalz). Bei vielen Fans wird eine logistische Meisterleistung, die sich sehen lassen kann, vollbracht. Das fängt mit einem Stromaggregat zum Betrieb der Kühltheke zum Zapfen eines kühlen Biers an und endet beim Betrieb einer Stereo-Beschallungsanlage. Nicht zu vergessen der riesige Fleisch- und Bierbedarf zum Beköstigen von Motorsportfans über mehrere Tage.

Die Nürburgring GmbH sorgte für saubere Toilettenhäuschen und Trinkwasser.

Die Preise sind für alle Tage „zivil“ – man zahlt etwa 30 € für das gesamte Wochenende, das ja schon am Mittwoch anfängt. Übrigens, wer Mittwoch zu spät kommt, kann nur noch abseits der Rennstrecke auf einem der  hinteren Campingplätze unterkommen.

Gefahren wird auf der Nordschleife unter Einbeziehung des GP-Kurses, insgesamt 24 km Rennstrecke.

Die Nordschleife ist gefährlich, deshalb werden nur Nordschleifen erfahrene Rennfahrer zugelassen. Wer keine Erfahrung nachweisen kann, muss einen „Crash-Kurs“ beim ehemaligen DTM-Fahrer Jörg van Ommern besuchen.

Übrigens ließ Ralf Schumacher seine Frau Cora beim Mini-Challenge auf der Nordschleife nicht starten – es war wohl zu gefährlich.

Vielleicht noch eine Besonderheit: Die Einführungsrunde findet etwa 25 Minuten vor dem eigentlichen Start (15.00 Uhr Samstag) statt und bezieht die Fans mit ein, d.h. im langsamen Tempo versuchen die Rennfahrzeuge sich durch die auf der Strecke stehenden Fans durch zu kämpfen. Dabei gibt es ein technisches Problem für die hoch entwickelten Rennfahrzeuge, weil die Fahrtwindkühlung fehlt. 2003 hatte sich das BMW-Team etwas einfallen lassen und die Kühlungseinlässe mit Eis gefüllt. Der „Schuss ging nach hinten los“, weil das Eis das Getriebeöl so abkühlte, dass das Getriebe nicht mehr ausreichend mit Öl versorgt wurde und in der ersten Startrunde versagte.

Startrunde verlief chaotisch!

Beim Start haben die Zuschauer die Möglichkeit, mit einer Zusatzkarte das Fahrerlager zu besuchen und beim Start dabei zu sein. Tausende umringten die 220 Rennfahrzeuge. Die Rennfahrer waren zum Anfassen. Wann kann man sonst schon mal H.J. Stuck, Klaus Ludwig, Mattias Ekström, Karl Wendlinger, … sehen? Es gab auch Autogramme!

Trainingsschnellster war übrigens der superstarke (600 PS) Porsche des Alzen-Teams, gefahren von Klaus Ludwig, den Alzen-Brüdern und Michael Bartels – also 4 Topfahrer!

Es hatte vor dem Start aufgehört zu regnen, aber die Strecke war noch nass. Was für Reifen sollte man aufziehen: Slicks, Intermediate oder Regenreifen?

Furios startete das ADAC Zürich 24 h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife: Bei wechselhaften Wetterbedingungen avancierte bereits die Startphase zu einem Pokerspiel. Nur drei Teams in den Top Ten der Startaufstellung entschieden sich für Regenreifen – eine richtige Wahl, wie sich in den ersten Runden herausstellen sollte. Insgesamt wechselte die Führung in der ersten Stunde sechs Mal. Um 16.00 Uhr nach sechs absolvierten Runden führte Jörg Müller im BMW M3 GTR (Start-Nr. 42 Müller/Müller/Stuck/Lamy) vor Dirk Adorf im V8-Star Jaguar (Nr. 86 Tilke/Galladé/Adorf) und Marcel Tiemann im Opel Astra V8 Coupé (Nr. 1 Reuter/Scheider/Strycek/Tiemann).

Der von der Pole-Position gestartete Uwe Alzen im Porsche 996 Turbo (Nr. 2 Alzen/Alzen/ Bartels/Ludwig) konnte seine Führung beim Start zunächst verteidigen, musste diese aber in der Hatzenbach an den auf Regenreifen gestarteten Arno Klasen im Porsche 911 GT3 MR (Nr. 46 Luhr/Bernhard/Klasen/Manthey) abgeben. Nach Umlauf eins steuerte Pole-Sitter Alzen, genau wie Marcel Tiemann im Opel Astra V8 Coupé (Nr. 1) und Patrick Huisman im Abt-Audi TT-R (Nr. 8 Huisman/Stippler/Wendlinger/Abt), die Box an. Ebenfalls für Regenreifen hatte sich das Team von Dirk Adorf im V8-Star Jaguar (Nr. 86) entschieden, und auch Adorf konnte zwischenzeitlich die Führung übernehmen. Nach einem weiteren Positionswechsel an der Spitze – Lucas Luhr (Nr. 46) übernahm Platz eins von Adorf – führte Jörg Müller im BMW M3 GTR (Nr. 42) das Feld für eine weitere Runde an. Mattias Ekström im Abt-Audi TT-R (#7 Abt/Ekström/Ekblom/Huisman) übernahm nach dem Boxenstopp von Müller (#42) die Führung.

Bemerkenswert: Martin Tomczyk im Audi Abt ASR (Nr. 15 Tomczyk/Terting/Brandl/Ihle), aus der 35. Startposition ins Rennen gestartet, kam als Zehnter aus der ersten Runde zurück zu Start-Ziel. Im allradgetriebenen Audi ließ er bei wechselnden Bedingungen die starken Werkswagen von Audi, BMW und Opel hinter sich.

Wechselbäder

Das wechselnde Wetter und der fußtiefe Matsch machten aus meiner hellen Hose schnell ein braun gespritztes Hosenwunder (ich bekam auch Schelte von Frau Geschi) – auch meine weißen Turnschuhe konnte man bald nicht wieder erkennen.

Der Presseshuttle fuhr nur bis zur Quittelbacher Höhe (alle anderen Streckenabschnitte konnten aufgrund der nicht Befahrbarkeit der Waldwege oder aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens nicht erreicht werden). Ich versuchte entlang der Strecke bis zum Flugplatz zu kommen und war begeistert, wie die Rennfahrzeuge aus dem Streckenabschnitt Hatzenbach kamen, kurz in die Luft sprangen (an der Überführung der Bundesstraße) und mit hohem Tempo an mir vorbeirasten, um in der Rechtskurve am Flugplatz zu verschwinden. Übrigens war hier die Stelle, wo Manfred Winkelhock Anfang der 80er Jahre mit seinem Formel 2-Rennwagen abgehoben hatte und nach 17 (!) Überschlägen unverletzt in den Zäunen landete – also tatsächlich ein „Flugplatz“. Auch hatte ich hier 1958 den Großen Preis von Deutschland miterlebt (Sieger damals Tony Brooks auf Vanwall).

Zurück ging’s zu Fuß entlang des Streckenabschnitts Hatzenbach: Es regnete und die Fahrer hatten Probleme, ihre PS-starken Rennfahrzeuge auf der Strecke zu halten. Immer wieder Überholmanöver der „Großen“ und auch „Einschläge“ in die Streckenbegrenzung: Der Rettungswagen hatte viel zu tun und in einem Fall war er erst nach 10 (!) Minuten an der Unfallstelle.

Rennverlauf

In der Nacht gab es aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse zahlreiche Unfälle, von denen auch das im letzten Jahr siegreiche Opel-Team nicht verschont blieb. Die beiden BMW M3 GTR zogen aber ihre Bahn durch, man fuhr mehr oder weniger „defensiv“. Der superstarke Alzen-Porsche gab mit Motorschaden auf. Die mit favorisierten Audi TT hatten Probleme mit dem Reglement, weil sie eine „verbotene“ Wippenschaltung am Lenkrad verwendeten und deshalb von der Rennleitung verordnete zusätzliche Stopps einlegen mussten und so mit einem vierten und achten Platz zufrieden waren. Erwähnt werden sollte noch, dass der Falken-Nissan-Skyline mit Starfahrer Roland Asch an der Spitze immerhin Fünfter wurde. Der dritte Platz ging an den Porsche 996 GT3 des Bonner Manthey-Teams. Die Viper konnte bei den schwierigen Streckenverhältnissen ihre Kraft nicht ausspielen.

Resümee

Ich war nachts nach Hause gefahren und hatte die letzte Rheinfähre von Remagen nach Linz um etwa 24.00 Uhr bekommen. Am nächsten Morgen schaltete ich sofort die Live-Übertragung des DSF an. Immerhin waren noch 170 Fahrzeuge unterwegs (von 220).

Abgesehen von dem Sauwetter, was eigentlich für die Eifel normal ist, war es mal wieder eine super Veranstaltung!

 

zurück