DTM Lausitzring 2004

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Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

DTM in der Lausitz

Ekström (Audi) siegt nach Disqualifikation von Paffet (Mercedes)

 

Inmitten stillgelegter Braunkohlereviere hatte man mit Unterstützung des damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten, Manfred Stolpe (heute Bundesverkehrsminister), eine supermoderne Rennstrecke gebaut. Die Rennstrecke ist so modern und so sicher, dass die Zuschauer von den steil ansteigenden Tribünen (wie in Indianapolis) die Rennwagen kaum oder nur hinter großen Sicherheitszäunen sehen können. Rennatmosphäre kommt so kaum auf – aber die Sicherheit fordert halt ihren Preis.

Der Lausitzring – heute Eurospeedway genannt – besteht aus einer dreieckigen Hochgeschwindigkeitsrennstrecke, auf der ich schon 2 ChampCar-Rennen gesehen hatte (wir erinnern uns 2003 gab es einen schrecklichen Unfall mit Zanardi), in das sog. Infield hat man eine Grand-Prix-Strecke hinein konzipiert, auf der sich die Rennwagen ohne direkte Zuschauerbeteiligung bekämpfen können. Gleichwohl werden aber 2 Abschnitte des Hochgeschwindigkeitskurses mit in den Streckenablauf integriert.

Als Fotograf versuchte ich in den letzten Jahren die Rennwagen zu fotografieren, dass war mit einer normalen Kamera so gut wie unmöglich. Allerdings konnte man mit einem größeren Teleobjektiv (400 mm) durchaus durch den etwa 5 m hohen Doppelzaun durch fotografieren.

Dank meines Buches über den Nürburgring bekam ich 2004 für den DTM-Lauf einen Presseausweis mit Fotoerlaubnis. Was wollte ich mehr?!

 

DTM 2004

 

Hatte noch in 2003 Bernd Schneider (Mercedes CLK) knapp vor dem Youngstar Christijan Albers (NL) die DTM gewinnen können, so schien 2004 eine Wachablösung vorprogrammiert zu sein. Die DTM wurde von jungen Leuten angeführt, die Oldtimer Bernd Schneider, Jean Alesi, Frank Biela, Emanuele Pirro, usw. mussten sich hinten anstellen oder hatten teilweise überhaupt noch keine Punkte sammeln können.

Hinzu kam, dass das Jahr 2004 mit neuen Fahrzeugen der Firmen Mercedes (C-Klasse), Audi (A4) und Opel (Vectra V8) bestückt war. Es gab sowohl Werkteams als auch private Teams. Mercedes und Audi hatten jeweils schon Rennen gewonnen, aber auch die Opel Vectra waren überraschend stark.

Neu im Feld der DTM-Fahrer war der Formel 1-Aussteiger Heinz Harald Frentzen (Opel Vectra) sowie die ehemaligen Le Mans-Sieger Frank Biela (Audi), Emanuele Pirro (Audi) und Tom Kristensen (Audi).

Bekannt ist die DTM dafür, dass hart gekämpft wird und die Sieger nach aufregenden Kämpfen erst beweisen müssen, dass sie besser als die Konkurrenz sind.

 

Volles Programm am Lausitzring

 

Nicht nur die DTM-Rennwagen waren zum Lausitzring gekommen – es gab auch ein umfangreiches Rennprogramm, angefangen von der ADAC-Formel BMW bis hin zum ersten Rennen des Mini-Challange. Letzterer wurde in Sachen Publicity durch den Start von Cora Schumacher, extravagante Frau des Formel 1-Rennfahrers Ralf Schumacher, in die Medien gebracht. Mir war es bisher nicht gelungen, Ralf Schumacher zu fotografieren (er übt ja seine Tätigkeit meistens innerhalb der Sicherheitszonen des Formel 1-Zirkus aus), diesmal stand ich nur wenige Meter von ihm entfernt und konnte einige Bilder machen.

Mit einer Zusatzkarte konnten die Fans ins Fahrerlager kommen, viele machten davon Gebrauch. Auch gab es am Samstag Mittag zwischen den Trainingspausen einen sog. „Pit Walk“. Es war schon was los am Lausitzring! Immerhin besuchten am Sonntag 72.000 Zuschauer das DTM-Rennen.

Man muss zum Lausitzring auch lobend erwähnen, dass er weit ab von irgendwelchen Ortschaften in ein ehemaliges Braunkohleabbaugebiet gebaut wurde und hohe mit Bäume bewachsene Erdwälle dafür sorgen, dass die Umgebung keine Lärmbelästigung abbekommt. Hinzu kommt, dass der Lausitzring unmittelbar an der Autobahn A 13 von Berlin nach Dresden liegt und verkehrstechnisch sehr gut erreichbar ist. Auch befinden sich die riesigen Parkplätze in der Nähe der großen Tribüne, so dass man nur wenige hundert Meter vom Parkplatz zu den Tribünen laufen muss. Was will man mehr?

Geografisch liegt der Lausitzring 150 km südöstlich von Berlin entfernt und 60 km nördlich von Dresden.

Übrigens hatte das DTM-Team vor dem Lauf auf dem Lausitzring eifrig Werbung in Berlin gemacht. Man fuhr in einem Korso durch Berlin vom Brandenburger Tor in Richtung Olympiastadion, wo das Pokalendspiel zwischen Werder Bremen und Alemania Aachen stattfand. Der Ball für das Endspiel wurde von den DTM-Assen Heinz Harald Frentzen und dem Berliner Lokalmatador Stefan Mücke überbracht.

 

Trainingsverlauf

 

Auf der Fahrt von Berlin nach Dresden fuhren wir kurz von der Autobahn ab und waren in wenigen Minuten an der Akkreditierungsstelle. Es gab Armbinden und sogar eine Gästekarte für meine Frau Geschi. Von dem Presseparkplatz wurden wir mit einem Shuttle direkt ins Fahrerlager gebracht. Obwohl wird verspätet am Lausitzring angekommen waren, konnten wir noch über die Hälfte des ersten freien Trainings miterleben. Ausgangs der Boxenausfahrt konnte ich die ersten Aufnahmen machen. Dort kommen die DTM-Rennwagen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs mit etwa 250 km/h an und müssen das Auto in Sekundenschnelle auf etwa 100 km/h herunterbremsen. Manchmal verpassen sie auch den Bremspunkt und landen entweder im Gras oder müssen den Notausgang wählen.

Gleichzeitig kommen hier die DTM-Rennwagen, die in der Box waren, auf die Strecke zurück. Sie können sich, getrennt durch einen weißen Strich, an die Geschwindigkeit der etwas schnelleren auf der Rennstrecke fahrenden Rennwagen anpassen und sich problemlos einfädeln. Im Infield folgt dann eine schnelle Kurvenkombination mit einer Rechts-, einer Links- sowie einer scharfen Rechtskurve. Im Anschluss daran stoßen die Fahrzeuge fast rechtwinklig auf den Hochgeschwindigkeitskurs, biegen scharf nach links und lassen sich ganz nah an die Betonbegrenzung heraustragen. Mit Vollgas geht’s dann etwa 600 m auf der Geraden entlang, um dann wieder ins Infield nach links abzubiegen.

Nach dem Ende des ersten Trainings fuhr ich schnell in Richtung Dresden, um meine Geschi dort abzuliefern. Sie musste für mich einige Sachen erledigen.

Die Bedingungen, Fotos zu machen, waren für mich genial. Sowohl in der Boxengasse als auch an exponierten Stellen der Rennstrecke konnte ich mich herumtummeln, wobei ich natürlich immer darauf bedacht sein musste, mich nicht an allzu gefährlichen Stellen hinzustellen.

Die Trainingszeiten am Freitag und Samstag Vormittag waren eigentlich wenig aussagefähig, zumal die Teams und Fahrer ihre Fahrzeuge überwiegend abstimmten. Übrigens wurden alle Trainingssitzungen bei trockenem Wetter gefahren.

Dann gab es plötzlich einen sinnflutartigen Gewitterregen. Die Strecke war sehr sehr nass. Das Qualifying musste also bei Regen gefahren werden und keiner der DTM-Fahrer hatte Erfahrungen mit der nassen Piste. Schon kurz nach dem Herausfahren aus der Boxengasse landeten Jeroen Bleekemoles (NL, Mercedes) und Laurent Aiello (F) im Kiesbett. Bei gelber Flagge durfte somit nicht voll gefahren werden. Das machte das Qualifying recht turbulent und letztendlich konnte sich auch einige gute Fahrer nicht für das Super-Qualifying qualifizieren. Für das Super-Qualifying wurden dann 10 Fahrzeuge in Einzelzeitfahren auf die Strecke geschickt. Hier gab es das zweite Problem. Die Strecke war anfangs sehr nass und die ersten Fahrer fuhren mit Regenreifen. Sie trocknete im Laufe der Zeit ab und die letzten Fahrer, dass waren Christijan Albers und Mattias Ekström, fuhren auf Slicks und unterboten die bisher schnellste Zeit von Jean Alesi um fast 5 Sekunden. Die Pole hatte also Christijan Albers vor Mattias Ekström (S), Dritter war Jean Alesi (F) und bester Opelfahrer Peter Dumbreck (GB).

Ich fuhr schnell zur Pressekonferenz und konnte miterleben, wie sowohl der Schwede Mattias Ekström als auch der Niederländer Christijan Albers in einem guten Deutsch Rede und Antwort standen. Auch Altmeister Jean Alesi gab seinen Kommentar ab, allerdings in einem französisch gefärbten Englisch.

 

Ekström gewann

 

Das Rennen am Sonntag schaute ich mir am Fernsehschirm an, weil ich doch noch einige Termine unterwegs zu erledigen hatte. Ekström presste sich beim Start außen an Albers vorbei. Nach Raketenstart gerät Paffett mit Alesi in die Haare, was eine Kettenreaktion auslöst. Dumbreck muss in den Acker, Schneider dreht Scheider um, Abt schubst Fässler in Frentzen, der in die Reifenstapel am Ende der Boxengasse kracht. Fässler trifft auf Pirro, der sich dreht. Im Hinterfeld keilen sich Mayländer und Mücke so heftig, dass für den Schwaben Mayländer sofort Feierabend ist. In der ersten Runde verliert Albers seinen 2. Platz an Paffet (Mercedes). In der 6. Runde stoppen Ekström, Paffet, Albers, Reuter, Winkelhock, Aiello, Dumbreck, Abt, Biela, Bleekemolen. Die Reihenfolge nach dem Boxenstopp bleibt unverändert. Heinz-Harald Frentzen scheidet aufgrund des Unfalls aus, weil sich die Spurstange verbogen hat.

Im Verlauf des weiteren Rennens gelingt es Paffet, die Spitze zu übernehmen. Albers versucht immer wieder, Ekström auszubremsen, manchmal berühren sich beide Fahrzeuge. Dicht dahinter fährt Bernd Schneider, der in den Zweikampf nicht eingreift (vielleicht darauf hofft, dass sich beide von der Strecke entfernen). Vorn zieht Paffet seine Runden und gewinnt.

In der Auslaufrunde bleibt das Fahrzeug von Paffet stehen (Benzinmangel). Weil aber ein DTM-Rennwagen im Ziel noch 1,5 l Kraftstoff im Tank haben muss, wird Paffet am Abend disqualifiziert und Mattias Ekström zum Sieger erklärt.

 

Resümee

 

Die DTM ist spannend. Drei verschiedene Fahrzeuge und viele verschiedene Teams streiten um Siege und diese sind für fast alle DTM-Piloten durchaus möglich. Was will man mehr?

 

       

       

     

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