Das Freitags-Training
Ich hatte auf dem Hockenheim-Ring im Museum zu tun, weil ich für mein Buch „Helden des Nürburgrings“ noch
ein Bild von Stefan Bellof benötigte. Ich wusste, dass eine Büste von ihm im Motorsport-Museum zu sehen ist.
Ich nutzte also die Gelegenheit, mir auch das Freitags-Training anzuschauen. Um es vorweg zu nehmen – ich war
enttäuscht.
Problem des Freitag-Trainings
Mit der Saison 2005 hatte man die Motorregeln geändert, d.h. die Teams müssen mit einem Motor zwei Rennen auskommen.
Hinzu kam, dass man auch die Motorregeln 2006 dahingehend geändert hatte, dass nur noch 8 Zylinder-Motoren erlaubt waren und hier haperte es noch mit der Zuverlässigkeit.
Die Teams versuchten deshalb, möglichst wenig km mit einem Motor zu fahren, um das Aggregat für das Rennen zu schonen.
Fazit: Stars wie Schumi, Alonso, Räikkönen, Button fuhren im ersten Training überhaupt nicht oder nur sog. „Installations-Runden“. Dafür waren die Testfahrer wie Alexander Wurz, Markus
Winkelhock, Davidson und Dornbusch fleißig unterwegs. Aber als Zuschauer will man ja einen Michael Schumacher oder Fernando Alonso sehen – die blieben in der Box.
Man zahlte praktisch 30 € (das ist viel Geld) für einige Runden der Testfahrer.
Allerdings wurde es in der zweiten Hälfte des zweiten Trainings (von 14.00
bis 15.00 Uhr) etwas verkehrsreicher auf der Rennpiste, denn nun kamen die Stars doch. Aber auch da muss man unterscheiden zwischen den
Testfahrern und den Stammfahrern. Die Stammfahrer müssen sowohl Reifen als auch Motor schonen und fahren relativ verhalten. Die Testfahrer
können dagegen „volle Pulle“ fahren und sind beim Freitags-Training in der Regel schneller als die Stammfahrer. So war es auch. Der Pole Kubica
auf einem BMW Sauber war der Schnellste vor Michael Schumacher. Alonso belegte „nur“ den siebten Platz. Das ist aber beim Freitags-Training noch nicht so entscheidend.
Action am Hockenheim-Ring
Man hatte sich etwas einfallen lassen und Autogrammstunden eingeplant. Ich konnte erleben, wie Nico
Rosberg und der Toyota-Testfahrer Ricardo Zonta Autogramme gaben. Die Frage des Moderators an Nico
Rosberg: Warum sind Sie rausgeflogen? In seiner unbekümmerten Art meinte Rosberg, dass er wohl nicht
genug beachtet hätte, dass die Bremsen noch nicht auf Betriebstemperatur gewesen seien, dadurch hätte es ein Blockieren der hinteren Räder gegeben und er sei abgeflogen.
Das Fahrzeug war übrigens so beschädigt, dass es nicht mehr im zweiten Training benutzt werden konnte. Schade.
Ansonsten gab es im Vorfeld praktisch vor dem Motorsport-Museum viele Angebote in Sachen Fanzubehör.
Zu beachten war hier, dass mittlerweile das Rot von Ferrari immer mehr dem Blau von Renault weicht. Man
bekommt also T-Shirts von Alonso und Schumacher, T-Shirts von Montoya, der ja die Formel 1-Szene verlassen musste, waren zu Schleuderpreisen erhältlich.
Im Motorsport-Museum schaute ich mir noch eine Ausstellung von Jo Siffert an, dem Schweizer Ex
-Rennfahrer, der vor 30 Jahren in Brands Hatch tödlich verunglückt war. Ich hatte Jo Siffert noch am
Nürburgring fahren gesehen. Die Ausstellung war für mich sehr interessant. Ansonsten war im Motorsport-Museum viel Altes zu sehen, man hatte es wohl in den letzten 10 Jahren kaum modernisiert.
Resümee
Nur 80.000 Zuschauer am Hockenheim-Ring. Es waren mal 120.000 am Rennsonntag! Auch der Nürburgring
hatte bekanntlich kein volles Haus. Es mangelt den Deutschen zur Zeit an Geld und vielleicht auch an
Interesse – denn 15 Jahre Schumi reichen vielleicht? Man überlegt, die beiden deutschen Grand Prix zusammenzulegen und das wird wohl auch die Zukunft sein.
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