Museumseröffnung in der Hamburger Hafen-City
- Historische Rennfahrzeuge und viel Prominenzauftrieb -
Ich bekomme eine Einladung zu einer Museumseröffnung in Hamburg, persönlich unterschrieben von
den Geschäftsführern Thomas König und Oliver Schmidt. Auch die Anrede erfolgt handschriftlich. Ich sage spontan zu. Anfahrt mit einer Taxe in das sog. Speicherviertel, heute auch
Hafen-City genannt, dort wo über Jahrhunderte edle Gewürze, Nahrungsmittel wie Kaffee, Tee oder Kakao oder sogar Teppiche zwischengelagert wurden und wo man heute eine andere Nutzung wie
Wohnen und Erleben anstrebt.
Der Taxifahrer kennt die Straße nicht, sie ist auch nicht in seinem Navisystem
enthalten – das kann ja was werden! Wir fahren aber in Richtung Speicherstadt. Während ich noch in meiner Anfahrtskizze in meinen Unterlagen krame, erkennen wir auf einer Hauswand
eines alten mehrstöckigen Gebäudes ein riesiges Plakat „Prototyp Museum“ und davor wohl eine 50 m lange Warteschlange. Ich bin also richtig!
Viel Auftrieb
Es sind wohl einige hundert, in den Zeitungen wird sogar von 1.000, Gäste da
– allesamt sportlich schick gekleidet und eine Dame in einem bunten Kleid fällt mir mit einem riesigen Hut auf. Hans-Joachim (Stritzel) Stuck läuft vorbei, ich erkenne den
„Motorsportklassiker-Guru“ Marti Schröder aus Hannover-Anderten und werde begrüßt von Bernhard Völker, mit dem ich 1956 (!) schon in der Jugendherberge in Nürburg übernachtet
habe. Bernhard Völker ist in der Rennsportklassiker-Szene bekannt durch historische Artikel und durch seine Biografie über Hans Herrmann. Fast hätte ich es vergessen, ich hatte mich mit
meinem Freund und Studienkollegen Dieter Klauke verabredet. Dieter Klauke fuhr früher Go-Kart und Schneemobilrennen und war Chefkonstrukteur des legendären Herkules-Wankel-Motorrades aus
Nürnberg.
Auffallend das moderne Ambiente der historischen Ausstellungshallen. Man bekommt an
den Designer-Bars ein Glas Sekt oder Rotwein. Die vielen „guten Geister“ sind alle schwarz gekleidet. Moderne Musik ist zu hören. Irgendwo entdecke ich auch zwei Live-Musiker, die
lautstark ihre Musik noch durch Treten auf ein Karosserieteil erhöhen. Auch die Toilette strahlt eine beruhigende Atmosphäre aus, dass man sie am liebsten nicht verlassen möchte. Zwischen
den vielen Menschen Autos, teilweise sehr alt und im Originalzustand, also nicht restauriert. Ein Herr mit Blumen läuft an mir vorbei, ich frage ihn, ob er der Chef sei, was er verneint.
Ich drücke ihm gleichwohl auch mein Gastgeschenk, ein signiertes Buch von mir, in die Hand.
Der erste Eindruck mit den vielen interessanten Menschen, dem einmaligen Ambiente
und dem guten Wein ist schon mal super – die weite Anreise hat sich gelohnt.
Eröffnung
Die Gründer und Geschäftsführer des Prototyp Museums, Thomas König und Oliver
Schmidt, begrüßen die Gäste und Martin Schröder begrüßt als Moderator Veteranen aus der Motorsportgeschichte oder ihre Kinder. Dabei ist u.a. Hans-Jocham Stuck, dessen Vater schon in den
30er Jahren bekannter Rennfahrer auf Auto Union war oder auch Donald von Frankenberg, ein Sohn des legendären Rennfahrers und Motorjournalisten Richard von Frankenberg, sowie der
96jährige Ernst Lautenschlager aus Stuttgart sowie Helmut Polensky. Beide sind in den 50er Jahren „gegeneinander“ Rennen gefahren und die Motorsportgeschichte der frühen
Nachkriegsjahre mit bestimmt.
Dabei ist auch Tagesschau-Chefsprecher Jan Höfer, der ebenfalls drei Oldtimer
besitzt sowie Schauspieler Til Demtröder, der auch für seine Autoleidenschaft bekannt ist.
Martin Schröder stellt sie alle einzeln vor und es gibt jeweils lebhaft Beifall.
Dr. Bernd Rosemeyer, Sohn des 1938 verunglückten legendären Bernd Rosemeyer, hält
die Festrede. Er erinnert auch an seine im letzten Jahr verstorbene Mutter Elly Beinhorn, die in den 30er Jahren eine bekannten Fliegerin war und 1936 den Rennfahrer Bernd Rosemeyer
heiratete. Es war das Traumpaar der 30er Jahre! Dr. Bernd Rosemeyer erinnert auch daran und blickt dabei in die Runde nach Hans-Joachim Stuck, das „unsere Väter“ doch mit anderen
Rennfahrzeugen unterwegs waren als die Formel 1-Rennfahrer.von heute.
Fantastische Sammlung
Mit einem Glas Rotwein in der einen Hand und dem Fotoapparat in der anderen Hand
laufe ich durch die Sammlung. Es ist einfach fantastisch, was die beiden Museumsgründer auf einer Fläche von 2.500 qm alles an alten Rennfahrzeugen und
alten Autos präsentieren. „Wir haben etwas geschaffen, das in Deutschland einmalig sein dürfte“, sagt Oliver Schmidt und streicht über die Motorhaube eines Porsche 356
V-A Coupe. „Dieses Auto wurde 1950 gebaut und ist weltweit das älteste Stuttgarter Porsche Coupe“, verrät Schmidt. Er und sein Schwager Thomas König haben über
Jahre Porsche-Modelle gesammelt und vor 3 Jahren die Initiative ergriffen, für die seltenen Exponate ein Museum zu errichten.
In einer Halle mit historischen alten Rennfahrzeugen entdecke ich einen Cisitalia
-Formel-Rennwagen, eine Porsche-Konstruktion der Nachkriegszeit. Bemerkenswert die riesigen zwei Roots-Kompressoren, die oben auf dem Zylinder montiert sind und
den Rennwagen-Motor mehr Luft einpressen.
Bemerkenswert auch ein Holzgestell, mit dem Auto Union die Aluminiumkarosserie der
Vorkriegsrennwagen hergestellt hat. Die Aluminiumbleche wurden praktisch um das Holzmodell gedängelt und so in eine windschlüpfrige Form gegeben.
Interessant auch der Formel 1-Rennwagen von Jordan, mit dem Michael Schumacher 1991 beim Großen Preis von
Belgien in Spa erstmals in einem Formel 1-Rennwagen debütierte und eine sensationelle Trainingszeit erreichte. Im
Rennen kam er allerdings nur 400 m weit, weil er beim Start die Kupplung zerstörte.
Dabei auch der Rennsportwagen von Mercedes, made bei Sauber in der Schweiz, in dem das Paar Michael
Schumacher/Karl Wendlinger 1990 in der Gruppe C Weltmeisterschaft fuhren. Schön auch die Fotoausstellung im Keller
des Museums. Hier hatten namhafte Fotografen vor der Eröffnung des Museums die Möglichkeit, Fotos von den seltenen
Exponaten zu machen und auszustellen. Hier gibt es auch eine Bar, wo ich mir ein weiteres Glas Rotwein holte.
Ich treffe beim Rundgang viele Bekannte, man kennt sich halt in der Szene.
Ich unterhalte mich noch mit Donald von Frankenberg, Sohn des legendären Richard von Frankenberg. In dem Gespräch
bringe ich zum Ausdruck, dass mein erstes Rennfahrerbuch von Richard von Frankenberg war mit dem Titel „Junge das ist
Tempo“. Es gab eine Ausfertigung für Motorräder mit Werner Haas (dreimaliger Motorrad-Weltmeister) auf der Titelseite
und eine weitere Ausgabe mit Juan Manuel Fangio (5maliger Weltmeister) auf Mercedes.
Resümée
Die Fahrt nach Hamburg hat sich gelohnt. Die Stadt Hamburg ist um ein Museum reicher. Die Hafen-City wird weiter
aufgewertet. Denken wir daran, dass auch Rennfahrzeuge und alte Autos eine Art Weltkulturerbe sind. Sie der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen, das ist eine lobenswerte Sache. Bleibt zu hoffen, und daran habe ich eigentlich keinen Zweifel, dass viele Besucher das Museum besuchen!
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