Oldtimer auf der Südschleife
- 26. Internationales Oldtimerfestival 2008 -
Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man am „Scharfen Kopf“ der
ehemaligen Südschleife steht, dort wo einst Clark, Rindt oder Deubel-Hörner in Renngeschwindigkeit um die scharfe Rechtskurve kamen und an gleicher Stelle 100 Jahre Oldtimer bewundern
kann. Fantastisch! Natürlich ist es auch besonders schön, dieselben Fahrzeuge auf der Nordschleife des Nürburgrings zu bewundern. Dort wo der Mercedes SSK einst mit Rudolf Caracciola das
Eröffnungsrennen gewann, waren die gleichen Fahrzeuge wieder unterwegs. Zwar sind heute Leitplanken anstelle der Buchenhecken dazu gekommen – aber für Fans tut das keinen allzu großen Abbruch.
Etwas enttäuscht war ich von der Euro-Boss-Formel 1, laut Programm die schnellsten
Einsitzer Europas – darunter historische Boliden aus Formel 1, ChampCar, IRL oder Formel 3000.
Nordschleife
Um 6.00 Uhr morgens startete ich mit meinem Nachbarssohn Nico zum
Nürburgring. Wir wollten um 8.00 Uhr dabei sein, wenn die historischen Rennwagen über die Nordschleife fahren sollten. Nicos Vater, Dietmar Spoden, war zur gleichen
Zeit bei der Formel 1 in Magny-Cours, dort wo das Toyota-Team am Sonntag nach langer Durststrecke mit Jano Trulli den 3. Platz erringen sollte. Er ist bei Toyota für die Fahrzeugelektrik zuständig.
Unser Weg vom ‚Brünnchen’ in Richtung ‚Karussell’, morgens zu früher Stunde, war mühsam aber wunderschön.
Außer uns war wohl niemand unterwegs, wir konnten sowohl die Rennstrecke als auch das Naturschutzgebiet rund
um die Hohe Acht erleben. Vorbei an den Streckenabschnitten Eschbach, Wippermann und Hohe Acht ging’s über
die ehemalige Steilstrecke hinab zur Eingangskurve des Karussels. Niemand war außer uns hier unten an diesem
Streckenabschnitt, wo die Rennwagen aus dem Kesselchen hochkommen. Früher war hier immer Treffpunkt der
Studienkollegen des Fahrzeugbausemesters von Köln gewesen. Man traf sich hier ohne vorherige Absprache und
bei den großen Rennen war immer jemand da. Auch der alte Nürburgring ist mittlerweile von riesigen Sicherheitszäunen umgeben. Das Tor zur Bank der Streckenposten war offen und wir nahmen Platz, um auf die
Boliden zu warten. Um 8.00 Uhr hörten wir in weiter Ferne Motorengeräusche. Es ging also bei Start und Ziel los und bei dieser Vintage wurde nicht auf Geschwindigkeit gefahren, es ging nur darum,
mit den schönen alten Autos die traditionelle Nordschleife zu befahren. Wohl 80 Oldtimer nahmen an dieser Nordschleifenfahrt teil. Die Fahrer
und Beifahrer kamen praktisch aus ganz Europa. Irgendwann wurde das Motorengeräusch lauter und der erste Oldtimer durchfuhr vorsichtig die lang gezogene Rechtskurve. Man hatte sogar noch Zeit zum
Winken. Ein angenehmes Aha-Erlebnis – auch mein junger Nachbar Nico war begeistert. Weiter ging’s entlang der Rennstrecke hinauf zum
Karussel. Hier durchfuhren einige der Rennwagen die steile Innenkurve, andere ließen es gemächlicher angehen und fuhren auf dem
„Außenring“. Hier waren schon einige weitere Fotoreporter unterwegs, denn einen Oldtimer im alten Karussell zu
fotografieren, da kommt Freude auf. Im Gegensatz zu modernen Rennwagen hatten die hochbeinigen Oldtimer keine
Probleme beim Durchfahren des Karussells – sie setzten nicht auf. Schön auch ein Motorradgespann, der Beiwagen
war links und der Beifahrer lehnte sich spektakulär in die Innenkurve – wie zu alten Zeiten.
Ich habe wohl an die 100 Aufnahmen hier gemacht – einfach fantastisch.
Fahrt um die Südschleife
Etwa 1,5 Stunden später sollten die Oldtimer um die ehemalige Südschleife fahren. Auch hier hatte ich in den 50er
und 60er Jahren bedeutende Rennen gesehen. Weltmeisterschaftsläufe für Motorräder, aber auch Formel 2-Rennen
mit Weltmeistern wie Jim Clark, Graham Hill und John Surtees sowie bei den Motorrädern Mike Hailwood und Giacomo Agostini. Aber lang war es her. In der Nähe der Grand-Prix
-Rennstrecke, praktisch zwischen dem Formel 1- Kurs und dem Trainingscenter des Nürburgrings, stellten sich die 80 Oldtimer auf.
Fantastisch, was hier auf 4 Rädern unterwegs war. Ich glaube, ich war so begeistert, dass ich jedes Fahrzeug fotografierte. Auffallend ein NSU-Rennwagen wie bei den Motorrädern ein Harley Davidson
-Gespann aus dem Jahre 1928, besetzt von dem Ehepaar Ottilie und Harald Hacker aus Gröbenzell. Zwei der gemeldeten 100 Fahrzeuge
waren bereits beim Eröffnungsrennen 1927 mit dabei – lang ist es her!
Start der Rennfahrzeuge, man fuhr im Uhrzeigersinn auf der alten
Südschleife sowie auf später gebauten Verbindungsstrecken. Wir positionierten uns am Scharfer Kopf, dort wo nach einer langen Geraden, ausgehend von der Mühlenbachkurve, die
Rennfahrzeuge bergauf fahren, um dann in der stark überhöhten Rechtskurve zum „Ende“ der historischen
Südschleife zu fahren. Ab hier ist die Südschleife nicht mehr vorhanden, sie musste der neuen Grand-Prix-Strecke weichen.
Wie vor 40 Jahren standen wir direkt an der Rennstrecke und die lauten und alten Boliden fuhren in 2 m Abstand an
uns vorbei. Manchmal mit geringer Geschwindigkeit – einige Fahrer ließen aber gleichwohl „die Sau raus“. Ein Herr
mit einem Hund machte einen Spaziergang entlang der alten Südschleife. Der Hund ließ sich durch die knatternden
Oldtimer kaum irritieren. Wann hat man das schon mal, dass ein Hund sich friedlich neben einer Rennstrecke verhält.
Man erinnere sich an den Hundeunfall beim Großen Preis der Türkei, wo beim Formel GP2-Rennen ein Hund bei 280 km/h in einen Rennwagen lief.
Fahrerlager
Über 800 Fahrzeuge waren am Start und sowohl das historische Fahrerlager, wo die uralten Oldtimer zu Hause
waren, als auch der moderne Teil des Fahrerlagers waren voll. Es machte Spaß, die alten Rennwagen zu bewundern – schließlich ist auch das ein Teil des Weltkulturerbes, das erhalten werden muss.
Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass die Baustelle des neuen Event-Centers des Nürburgrings von der
Mercedes Tribüne bis hin zum alten Fahrerlager reichte und hier auch am Samstag gebaut wurde, denn im nächsten
Jahr, wenn der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring stattfinden wird, soll ja alles fertig sein!
War mal wieder ein wunderschönes Erlebnis am Nürburgring! Gratulation auch dem Motorsportclub in Düsseldorf,
die mit einer Mitgliederzahl von etwa 50 eine Riesenveranstaltung auf die Beine bringen – zu günstigen Preisen sowohl für die Teilnehmer als auch für die Zuschauer.
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