DTM am neuen Ring
- Martin Tomczyk gewinnt auf Audi -
Man hatte, um Zeit und Geld zu sparen, den Trainingsablauf geändert. Anreise am Freitag und
abends erste Testrunden („roll out“ in der Motorsportsprache) und am Samstagmorgen um 8.45 Uhr schon freies Training. Also musste ich früh aufstehen, um auch früh oben am Ring zu sein. Mein
Nachbar Bernd Casper und ich schafften es!
Frühmorgens in der Eifel
Das Wetter war sonnig – aber es war noch kalt. Die Fährüberfahrt von Linz nach
Remagen-Kripp war mal wieder ein Erlebnis. Reger Schiffsverkehr und ein schöner Blick auf das Erpeler Ley. Etwas Ahrtal und dann auf die A61 (Venlo - Hockenheim) bis zur Abfahrt Wehr. Viele Urlauber,
vor allem Niederländer fuhren in den Süden. Aber bei der angeordneten Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h ging alles gesittet zu. Hinter der Raststätte Brohltal dann die braune Hinweistafel
auf den Nürburgring und dann die zweite Tafel mit dem Hinweis auf den DTM-Lauf.
Auf der B258, die zum Nürburgring führt, ungewöhnlich wenig Verkehr. Man tut sich und den
anderen Verkehrsteilnehmern einen Gefallen, wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, denn insbesondere bei Rennen wird häufig kontrolliert. Überholen der Fahrzeugkolonnen lohnt sich
nicht und gefährdet alle, die auch zum Ring wollen.
Ein Fernblick nach rechts auf den Westerwald und das Siebengebirge, vorbei an Kempenich und
schon erscheint rechts die „Hohe Acht“ mit 747 m die höchste Erhebung in der vulkanischen Eifel. Unten im Tal liegt Jammelshafen mit dem einzigartigen Museum alter Rennmaschinen. Ein Blick
am Brünnchen auf die Nordschleife – es wird in der Frühe schon gefahren. Auch am Pflanzgarten schon einige wenige Zuschauer an der Strecke.
An der weltberühmten Tankstelle Döttinger Höhe von Hans-Joachim Rafferath, war schon Betrieb.
Übrigens gibt es hier nicht nur Sprit, sondern eine riesige Auswahl von Modellautos und –motorrädern, Motorsportbechern und sonstigen Rennassessoirs Die Würstchenbude draußen mit den
Biertischen ist eine Kontaktbörse unter den Nürburgringfans und im Restaurant kocht der Chef noch selbst!
Ja und dann erscheint der „neue Nürburgring“ mit dem Eifeldorf, die die Eifelregion hier
oben das ganze Jahr über beleben sollen. Mein Nachbar Bernd, der alles noch nicht kannte, ist überrascht von der Größe. Davor auf der B258 zwei neue Kreisel. Wir biegen ab in Richtung der östlichen
Parkplätze, denn bei der Morgensonne wollen wir Aufnahmen an der „Kurzanbindung“ machen.
Training
Beim DTM-Lauf wird nur die 3,4 km lange Strecke mit der Kurzanbindung gefahren, d.h. nach der
Mercedes-Arena folgt eine 400 m lange Gerade, die über die B258 führt und dann geht’s in einer leicht überhöhten Rechtskurve auf die „Gegengerade“ zurück und dabei wieder über die
B258. Fordkurve, Dunlopkehre und das Schumi-S werden praktisch ausgelassen.
Pünktlich um 8.45 Uhr ist der erste Motorenlärm aus der Boxengasse zu hören und nach kurzer
Zeit taucht schon der erste DTM-Rennwagen auf. Es hat einige farbliche Veränderungen gegeben, so wurde der blaue Red-Bull-Audi von Martin Tomczyk in silber umlackiert – man kann ihn so besser
vom blauen Rennwagen des Teamkollegen Mattias Ekström unterscheiden. Auch der Mercedes von Susen Stoddart leuchtet in einem grelleren Pinkton. Der rote Stern-Mercedes, mit dem einst Heinz Harald
Frentzen und Gary Paffett fuhren, wird in diesem Jahr von Mathias Lauda gefahren. Die Zuschauer müssen sich also etwas umstellen.
Die Kurve ist für Fotografen interessant, denn mit einem 300 mm Objektiv, das heute schon
zu einer normalen Kameraausrüstung gehört, kann man hier morgens, wenn die Sonne hinter einem im Osten steht, durchaus von der Tribüne aus gute Aufnahmen machen. Ab und zu gibt’s auch mal einen
Verbremser, dann freuen sich die Fotografen. Aber keine Angst, die Auslaufzone auf dem nicht befahrenen Streckenteil ist ausreichend lang und der Fahrer erreicht über die sog. Monaco-Passage, das ist
die Verbindung zwischen Schumi-S und Ford-Kurve als Geisterfahrer die „Gegengerade“ und kann sich dort wieder einfädeln.
Übrigens sind die „Ticket-Kontrolleure“ großzügig, sie lassen uns mit unserer
Tribünenkarte für eine andere Tribüne passieren. Am Samstag darf man auch mit höherwertigen Karten nicht auf den billigeren Plätzen sitzen. Warum eigentlich, denn am Samstag ist ohnehin nicht viel
los?
Wir machen dann noch Aufnahmen von der westlichen Seite der Kurzanbindung – entgegen der
Sonne. Aber mit Bildnachbearbeitung kann man auch diese Bilder gebrauchen. Bei den anderen Ticket-Kontrolleuren kommen wir ebenfalls durch, weil wir versprechen, gleich wieder zurück zu kommen. Wir
müssen ohnehin gleich zurück, denn für 11.00 Uhr haben wir eine Einladung von Dr. Kafitz zur Eröffnung des „ring-werks“: Viel Prominenz: Keke Rosberg (Formel 1-Weltmeister), H.J. Stuck
(Motorsportlegende), Erich Zakowski (einst Rennstallbesitzer und Formel 1-Konstrukteur), Karl-Heinz Kern (Besitzer des Mercedes SSK, mit dem Rudolf Caracciola 1927 das Eröffnungsrennen gewann) usw.
Ja, es war ein besonderes Erlebnis – das wir dabei das erste Formel 3-Rennen mit Jules Bianchi (F) als Sieger verpassten, war zu verschmerzen.
Die beiden Eröffnungsreden von Dr. Walter Kafitz und dem Verkehrsminister Hendrik Hering aus
Mainz waren kurz und der anschließende Film über das 24 h-Rennen im 3D-Kino ein besonderes Erlebnis. Bei dem Rundgang durch das „ring-werk“ ein paar Aufnahmen der schönen alten Rennwagen mit
der Prominenz von gestern: Christina Surer und vor dem Mercedes SSK, H.J. Stuck vor dem AUTO UNION Rennwagen, mit dem einst sein Vater fuhr, und Erich Zakowski mit dem rot-weißen Renner der Marke
Zakspeed, mit dem einst Christian Danner, Dr. Jonathan Palmer und Bernd Schneider erfolglos Deutschland in der Formel 1 vertraten.
Qualifying und Rennen
Ein weiterer Höhepunkt am Samstag war dann das Qualifying der DTM-Wagen für das Rennen am
Sonntag. Obgleich die Audi das freie Training dominiert hatten, gelang Bruno Spengler auf Mercedes der Sprung in die erste Startreihe. Schnellster aber war Martin Tomczyk auf einem Audi von Abt
Sportsline. Gary Paffett, der mit einem Vorjahresauto fuhr und die Tabelle anführte, hatte technische Probleme und erreichte nur den 16. Startplatz.
Am Sonntag standen auch 2 Audi mit dem Vorjahresmeister Timo Scheider und dem 2fach-Meister
Mattias Ekström in der 2. Startreihe. Das Wetter war übrigens sonnig und irgendeine Regengefahr, wie sonst oft in der Eifel, gab’s nicht.
Start pünktlich um 14.00 Uhr
Zum vierten Mal in seiner Karriere hat Martin Tomczyk (Audi) ein DTM-Rennen gewonnen. Auf dem
Nürburgring überquerte der Rosenheimer im Audi A4 DTM nach 48 Runden vor seinen Markenkollegen Timo Scheider und Mattias Ekström als Sieger die Ziellinie. Den Audi-Triumph in der Eifel komplettierte
Markus Winkelhock, der im Audi-Jahreswagen auf den vierten Platz fuhr. Jamie Green fuhr im sechsten DTM-Rennen der Saison als bester Mercedes-Benz-Fahrer auf Platz fünf. Bruno Spengler, Ralf
Schumacher und Gary Paffett (alle Mercedes-Benz) komplettieren die Punkteränge auf den Positionen sechs bis acht. Neuer Tabellenführer ist Timo Scheider (35 Punkte). Einen Punkt weniger hat Mattias
Ekström auf Platz zwei. Gary Paffett ist mit 29 Punkten Dritter.
Tomczyk gewinnt das Startduell und verteidigt Platz eins.
1. Runde: Scheider und Ekström zwängen sich in der Mercedes-Arena an Spengler vorbei, der zurückfällt. Rauch steigt am Auto von Spengler auf. Kristensen dreht sich ausgangs der Kurzanbindung. Das Safety-Car wird auf die Strecke geschickt. Kristensen kommt an die Box.
2. Runde: Reihenfolge hinter dem Safety-Car: Tomczyk, Scheider, Ekström, Winkelhock, Spengler, di Resta, Jarvis, Prémat, Green und Bakkerud.
3. Runde: Restart. Schumacher überholt Bakkerud für Platz 10.
Das war’s schon – an dieser Reihenfolge hat sichbei den ersten Vier bis ins Ziel
nichts geändert – bester Mercedes-Fahrer wurde J.Green auf Platz fünf.
Resümee
War eigentlich ein langweiliges Rennen ohne große Höhepunkte. Mit nur 2 Marken, die zusätzlich
noch der Teamordnung von (Mercedes?) und Audi unterliegen, ist die DTM zur Zeit in der Sackgasse. Da helfen auch keine ehemaligen Formel 1-Fahrer, denn diese kommen mit den sensiblen hoch
entwickelten DTM-Rennwagen schlechter zurecht als mit einem Formel 1-Rennwagen. Auch die Presse hat das erkannt, die Berichterstattung über das DTM-Rennen am Nürburgring war recht dürftig.
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