60 Jahre Mercedes 300 SL
-Nur was „Original“ ist darf überleben-
In einem kleinen Filmbeitrag war eindeutig zu sehen – ein illegal
nachgebauter Mercedes 300 SL wurde verschrottet. Mercedes setzt damit eindeutig Maßstäbe, dass man einen Nachbau– wie heute oft üblich – nicht duldet und sogar
strafrechtlich verfolgt.
Ansonsten feierte Mercedes-Benz den
60. Geburtstag des ersten Mercedes Rennsportwagen der Nachkriegszeit
auf der Essener Techno Classica mit großem Aufwand. Das Original des 300 SL mit der Chassis-Nummer 2 war in fast einjähriger Arbeit vom Mercedes-Benz Classic Center in
Stuttgart überholt worden und wurde auf der weltgrößten Oldtimer-Messe erstmals wieder zur Schau gestellt.
Geschichte
In der Nachkriegszeit startete Mercedes
immer mal wieder mit Rennwagen aus der Vorkriegszeit – doch der geniale
Mercedes-Konstrukteur Rudolf Uhlenhaut, der schon in den 30er Jahren mit den Silberpfeilen Maßstäbe setzte,
überraschte die Fachwelt 1952 mit dem 300 SL (SL steht für „super leicht“ und ist heute das Synonym für besonders schnelle Mercedes-Sportwagen).
Charakteristisch war der Einstieg über Flügeltüren, die nach oben geklappt wurden.
Die Wurzeln des Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194), 1952
liegen im Motorsport. Mit seinen Erfolgen bei internationalen Wettbewerben – u
.a. bei der Mille Miglia, bei den 24 Stunden von Le Mans oder bei der Carrera Panamericana in Mexiko – wird der Rennsportwagen 300 SL (W 194) im Jahr
1952 zum Zündfunken aller Sportwagen mit dem berühmten Kürzel SL, das für „super leicht“ steht. Auf der Techno Classica stand der älteste noch existierende
SL überhaupt. Es ist der zweite gebaute Wagen mit der Fahrgestell-Nummer 194 010 00002/52, seit seiner Fertigstellung ununterbrochen im Werksbesitz
und im Jahr 2011 vom Mercedes-Benz Classic Center aufwendig restauriert.
Restaurierung
Eine wahre Ikone der Markengeschichte stellte sich auf der Techno Classica
vor: Der älteste noch existierende SL überhaupt. Der erste 300 SL (W 194), das
Premierenfahrzeug von 1952, existiert nicht mehr. Er war stets im Werksbesitz und wurde bereits in den 1950er Jahren verschrottet. Aber der zweite gebaute
Wagen mit der Fahrgestell-Nummer 194 010 00002/52 ist noch vorhanden und seit seiner Fertigstellung ununterbrochen im Werksbesitz. Das eingeschlagene
„/2“ auf diversen Teilen ist Zeugnis seiner Originalität. Während der aufwendigen Restaurierungsarbeiten bei Mercedes-Benz Classic wurden
sämtliche Teile des vollständig demontierten Fahrzeugs untersucht. Einiges wurde nach höchsten Maßstäben an Originalität und Qualität wieder instand
gesetzt. „Eine klare Vorgabe bestand darin, die Substanz und Patina des Rennsportwagens zu erhalten. Jetzt erstrahlt der 300 SL in neuem Glanz – und
zeigt doch stolz die Spuren seines aufregenden Fahrzeuglebens“, sagt Michael Bock, Leiter der Mercedes-Benz Classic.
Das Fahrzeug ist zugleich ein Beispiel für den umfassenden
Originalitätsanspruch von Mercedes-Benz Classic. Bei der Restaurierung des 300 SL sind die Originalteile so weit wie möglich erhalten und wieder
aufgearbeitet worden. Das ist oft aufwendiger als eine Nachfertigung, doch unumgänglich, wenn es um das Erhalten von historischer Substanz und damit
Authentizität geht. Und wenn doch eine Nachfertigung notwendig ist, dann entspricht sie stets den originalen Spezifikationen – die Classic-Sparte des
ursprünglichen Herstellers kann auf umfangreiche technische Unterlagen zurückgreifen und wendet in solchen Fällen beispielsweise Original-Methoden
und Original-Materialien an. Damit entspricht das Fahrzeug wieder dem Original-Standard.
Nachbau
Mache keinen alten Mercedes nach – das kann ins Auge gehen! Auf der
Pressekonferenz der Techno Classica hierzu Ausführungen von Michael Bock, dem Leiter Mercedes-Benz Classic:
„Mercedes-Benz Classic hat einen klar definierten Anspruch an die Originalität eines Fahrzeugs aus dem Hause Daimler. Wir erkennen ein Fahrzeug nur dann an, wenn
- entweder der ursprüngliche Herstellungszustand erhalten ist
- oder das Fahrzeug mit originalen Mitteln des ursprünglichen Herstellers in
den originalen Zustand versetzt wurde. Originale Mittel sind beispielsweise
Methoden, Materialien und Bauteile des Herstellers.
Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, so ist ein historisches Fahrzeug aus
unserem Hause nicht als original anzusehen.“
„Vor einigen Monaten tauchte der Nachbau eines 300 SL auf. Das Fahrzeug war unautorisiert von einem in Deutschland ansässigen Unternehmen gebaut
worden und sollte ins Ausland exportiert werden. Bevor es dazu kam, beschlagnahmte der deutsche Zoll das Auto und setzte sich mit uns in Verbindung.
Klares Ergebnis: Das Fahrzeug durfte nicht in den Verkehr gebracht werden.
Die Rechtslage ist eindeutig: Die Karosserie des 300 SL genießt als Werk der
angewandten Kunst noch mehrere Jahrzehnte Urheberrechtsschutz. Zusätzlich ist die Karosserieform zugunsten des Unternehmens auch markenrechtlich geschützt.
Für uns gab es in diesem Fall nur eine Konsequenz: die Karosserie des
genannten Fahrzeugs zu zerstören. Dazu wurde unter rechtlicher Aufsicht die
Karosserie vom Chassis getrennt und anschließend im Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center verschrottet. Einschließlich offizieller „Verschrottungsbestätigung“.“
Resümee
Der Nachbau von alten Autos lohnt sich nicht – vor allem dann, wenn es ein
Mercedes ist, gibt es Ärger!
Technische Daten
Mercedes-Benz 300 SL (Baureihe W 194)
Baujahr: 1952
Stückzahl: 10
Motor: Sechszylinder-Reihenmotor, oben liegende Nockenwelle, drei Solex
-Doppelvergaser, Trockensumpfschmierung
Hubraum: 2.995 cm³
Leistung: 170 PS (125 kW) bei 5.200/min
Leergewicht: ca. 1.060 kg
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
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