Norisring – der besondere Stadtkurs
-Jamie Green gewinnt zum 4. Mal-
Ein Stadtkurs nicht weit entfernt von der historischen Altstadt – und die S-Bahn hält
100 m von der Rennstrecke entfernt. Riesige Tribünen aus Marmor und Ziegelsteinen. „Nur“ 4 richtige Kurven, die es in sich haben! Die erste Kehre verspricht „Abwechslung“ – wer da
unbehelligt durchkommt, der kommt auch ins Ziel – es sei denn, er kommt mit der „Wall of Fame“, der berühmten Mauer hinter der S-Kurve in Berührung. Das alles kann man am Norisring in
Nürnberg erleben, wenn der DTM-Zirkus kommt.
Der Norisring hat nur eine Länge von 2,3 km – nur die Rennstrecke in
Brands Hatch ist kürzer. Wochen vor dem Rennen sind die fleißigen Helfer des MotorsportClub Nürnberg unterwegs und bauen auf der
öffentlichen Straße Leitplanken auf – man fährt hautnah an diesen vorbei, wie in Monaco. An den beiden Spitzkehren sowie am Schöler
-S gibt’s Auslaufzonen. Hohe Schutzgitter, man könnte sie auch als „Sichtblenden“ bezeichnen, sind zwischen den Tribünen und der
Rennstrecke aufgebaut. Wer als Zuschauer eine der unteren Plätze der teuren Tribünen bekommen hat, der kann halt nicht viel sehen!
Das Gelände, auf dem 1948 erstmals ein Motorradrennen gestartet wurde, hat Tradition. Einst fanden hier in
der Vorkriegszeit die Reichsparteitage statt und deshalb steht auch heute noch auf dem Nürnberger Stadtplan „Reichsparteitagsgelände“.
Ab 1933 nutzten die Nationalsozialisten das Gelände für die Reichsparteitage. Das Zeppelinfeld – benannt
nach der Landung (1909) eines Luftschiffes des Grafen Zeppelin – war der zentrale Schauplatz für die
Inszenierung der Parteitage. Architekt Albert Speer wählte den antiken Pergamonaltar als Vorbild für die
Haupttribüne. Der in den Jahren 1935-1937 errichtete Bau besteht aus Beton und Ziegelmauerwerk, verblendet mit Muschelkalk. Die ursprüngliche Anlage galt als Musterbeispiel nationalsozialistischer
Staatsarchitektur.
Doch heute hat man hier eine außergewöhnliche Rennstrecke geschaffen und die Jüngeren haben sicher keine
Beziehung mehr in die Zeit vor 75 Jahren. Die marmorverkleidete Tribüne bietet Platz für tausende Zuschauer
und die sind begeistert mit dem Blick auf die Start- und Zielgerade mit den Boxen und dem Fahrerlager.
Hitze und Regen
33 °C im Schatten, die Sonne prallte voll auf die freien Tribünenplätze. Man hielt es hier nicht aus. Die
Körperausdünstung musste in den Biergarten … mit Radler ausgeglichen werden.
Die Asphalttemperatur war so hoch, dass der Asphalt im Schöler-S aufriss. Den Plan, die Kurve durch weitere
Reifenstapel zu verlagern, wurde aufgegeben. Das Qualifying der Formel 3 wurde abgesagt. In der Nacht von Freitag zu Samstag gab es eine neue Teerdecke.
Bei den hohen Temperaturen waren Gewitter vorprogrammiert und in der Nacht zum Sonntag gab’s in Bayern
heftige Unwetter.
Beim morgendlichen „Warm up“ regnete und donnerte es – die DTM-Boliden schwammen mehr als sie fuhren.
Schöne Fotos für Fotografen. Aber, die Kameras fielen wegen Nässe aus – schade. Und nass waren wir auch!
Das Formel 3-Rennen am Sonntagmorgen begann zunächst mit einigen Einführungs-Runden hinter dem Safety
-Car, dann der Start – bis wieder das Safety-Car auf die Strecke musste – bis der Rennabbruch wegen des vielen Wassers auf der Piste kam.
Letztendlich regnete es beim DTM-Lauf kräftig und nach dem Start gab es, regenbedingt, ein großes Chaos in
der Grundigkehre.
Aber, man kann sich auch als Zuschauer an den starken Regen gewöhnen, wenn das Rennen spannend ist.
Formel 3: 2 „Abschüsse“ für Pascal Wehrlein
Der überragende Formel 3-Fahrer in dieser Saison ist Daniel Juncadell (E). Von der Reichsparteitagstribüne
konnten wir mit Zustimmung eines freundlichen Tribünen-Ordners von einem sonst gesperrten Tribünenvorsprung tolle Bilder machen und den Siegeslauf des Spaniers verfolgen. Doch er wurde
disqualifiziert, weil er den Deutschen Pascal Wehrlein „abräumte“ und musste am Sonntag als Letzter starten.
Bei strömendem Regen im 3. Lauf bestätigte er seine Extraklasse und kämpfte sich bis auf den 2. Platz vor,
bis zum Rennabbruch. Nochmals Pech für Pascal Wehrlein, auch im Regenrennen wurde er „abgeschossen“.
DTM-Krimi bis zur letzten Runde
Es regnete in Strömen und es gab 2 Einführungsrunden hinter dem Safety-Car. Dann in der ersten Runde der
übliche Massencrash in der Grundig-Kehre.
Gary Paffet verteidigte seine Pole Position am Start, wurde dann aber infolge einer Kettenreaktion in der
ersten Kurve umgedreht und fiel auf Platz 22 zurück. Ralf Schumacher profitierte von der Situation und ging in Führung. Das Safety-Car ging auf die Strecke.
Das Safety-Car bog in Runde 3 an die Box ab. Schumacher führte nach dem Re-Start das Rennen an. Jamie
Green lag auf Position 4, Christian Vietoris auf Platz 5.
In Runde 45 musste Schumacher sein Auto mit Elektronikproblemen abstellen. Auch Susi Wolff (geb. Stoddard
) erwischte es, weil Adrien Tambay sie vor unseren Augen in der Grundig-Kehre abschoss.
Jamie Green (Mercedes AMG C-Coupé) gewann den fünften Saisonlauf der DTM in Nürnberg mit einem
Überholmanöver in der letzten Kurve mit 0,687 Sekunden Vorsprung auf Martin Tomczyk (BMW). Es war Greens 8. Sieg in der DTM und der vierte in Nürnberg.
Beachtlich die Leistung von Gary Paffet, der weiterhin die DTM
-Meisterschaft anführt. Hier sein Kommentar:
„Glückwunsch an Jamie und Mercedes-Benz zum Sieg bei diesem
turbulenten Rennen. Ich hatte einen guten Start, wurde aber am Heck getroffen und fiel so bis ans Ende des Feldes zurück. Im Verlauf des
Rennens konnte ich mich bis auf Rang vier nach vorne kämpfen – das ist ein versöhnliches Ende, vor allem da ich meine Führung in der Meisterschaft ausbauen konnte.“
Resümee
Eine Top-Veranstaltung mit einer außergewöhnlich kurzen Streckenlänge – man sieht die Renn-Boliden sehr
häufig.
Am Freitag und Samstag Rekordhitze und am Sonntag ein Unwetter-Rekord. Dadurch spannende Kämpfe,
eine „abgesoffene“ Kamera und nasse Klamotten! Aber, was soll es – die Rennen waren super spannend und das will man ja als Fan!
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