Prototypmuseum

Sie befinden sich hier:

> Start > Motorsport 2012 > Prototypmuseum

 

Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Montag, 26. August 2013 

Graf Trips in Hamburg

-Sonderausstellung über den Renngrafen im PROTOTYP-Museum-

 

Am Rande der Hamburger Hafen-City befindet sich ein bemerkenswertes Museum.

Inhaber sind Oliver Schmidt und Thomas König, die ihr Hobby zum Nebenberuf gemacht haben: Das PROTOTYP-Museum wurde vor 3 Jahren eröffnet und überrascht immer wieder durch interessante Sonderausstellungen. Mitte Januar 2012 ging’s um den vor 50 Jahren tödlich verunglückten Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe v. Trips. Über 100 geladene Gäste waren bei der Eröffnung dabei und begeistert!

 

Graf Trips

Er sollte Landwirt werden und später mal die Ländereien rund um die malerische Wasserburg Hemmersbach in Horrem bei Köln bewirtschaften. Er war der einzige Sohn des Reichsgrafen Eduard und seiner bürgerlichen Gemahlin Tessa, geboren 1928 in Köln.

Nach Kriegsende erledigte der junge Graf für die im Schloss einquartierten Amerikaner Kurierfahrten – noch ohne Führerschein. Die Leidenschaft „Motorfahrzeuge“ begann und heimlich nahm er wenige Jahre später an Motorradwettbewerben und später auch an Autorennen teil, allerdings „geheim“ unter dem Pseudonym „Alex Linther“.

1954 wurde er sogar Deutscher Meister in der GT-Klasse bis 1,6 Liter auf einem ganz privaten Porsche 356. Ein Anruf zu Hause von der Avus in Berlin, dass er Deutscher Meister sei, überraschte die ahnungslosen Eltern und von da an stand er in den Starterlisten als Wolfgang v. Trips.

Das Talent des Renngrafen Trips blieb nicht unentdeckt, 1955 kam es zu ersten Einsätzen im Mercedes-Werkswagen bei Sportwagenrennen. Es folgten Einsätze als Werksfahrer bei Porsche, nachdem sich Mercedes 1955 aus dem Motorsport für lange Zeit zurückzog. Auch Enzo Ferrari wurde auf das deutsche Talent aufmerksam, doch erste Testfahrten endeten mit einem Crash. Graf Trips war schnell, aber Unfälle überschatteten immer wieder seine Karriere. Die Rennunfälle gingen damals meistens tödlich aus, doch Graf Trips überlebte einige Jahre.

Beim Formel 1-Rennen in Monza am 10. September 1961 verunglückte Graf Trips nach einer Kollision mit dem Lotus von Jim Clark in der zweiten Runde. Der Ferrari wirbelte aus der Bahn, v. Trips wurde herausgeschleudert und war sofort tot. Mit ihm starben 15 Zuschauer. Es war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des Rennsports. Sein Tod war in Deutschland eine nationale Tragödie, und noch heute, nach 50 Jahren, lebt der Mythos Trips weiter.

 

Vorträge

Reinhold Louis, v. Trips Biograf und Geschäftsführer der v. Trips‘schen Sportstiftung, erinnerte an den Renngrafen, an dessen Wohnsitz im Wasserschloss Hemmersbach, an die Kindheit und an die Rennleidenschaft des ersten deutschen Grand-Prix-Siegers. Er ging auch auf die finanziellen Probleme der Stiftung, die ein Museum (die Villa Trips) in Horrem unterhält, ein.

2-Klaus Ridder_rzViel Beifall gab es für Klaus Ridder, der als Fan einige Rennen miterlebt hatte. Er war dabei, als Graf Trips 1961 als erster Deutscher ein Grand-Prix -Rennen auf dem niederländischen Dünenkurs in Zandvoort gewann. Klaus Ridder erinnerte sich auch noch gerne daran, wie Graf Trips ihm 1957 auf dem Nürburgring Karten fürs Fahrerlager besorgte. Das besondere Erlebnis für ihn aber war, als er anlässlich des 50. Todestages am Mausoleum in Horrem eine Gedenkrede halten durfte.

Ulrich Kudrass erinnerte an den tödlichen Unfall am 10. September 1961 in Monza. Er war als junger Journalist dabei und schilderte für die Gäste das dramatische und traurige Ereignis.

Interessant auch die Gäste: So war der ehemalige Porsche Werksfahrer und F1-Fahrer Kurt Ahrens mit Schwiegervater Siegfried  gekommen. Aus der Schweiz war die Herausgeberin des Oldtimer-Magazins Youngtimer-Oldtimer Regine Hansche dabei. Und es gab noch weitere prominente Gäste aus der alten ‚Rennzeit‘.

 

Die Ausstellung

Das Museum in der Villa Trips in Horrem ist einmalig!  Mit viel Mühe wurden hier Exponate aus der Ära Trips zusammengetragen, die die Besucher faszinieren.

Da der finanzielle Rahmen für das wohl einmalige Auto-Museum in der Villa Trips nicht mehr gegeben ist, gibt es Pläne, alles nach Hamburg ins PROTOTYP-Museum zu verlegen. Oliver Schmidt und Thomas König würden das gerne übernehmen und haben auch schon einige Exponate in Hamburg, sie werden im Rahmen der Sonderausstellung  gezeigt.

Doch in Horrem will man nun doch versuchen, das Museum mit einem neuen Konzept zu halten. Das Museum soll nur noch am Wochenende geöffnet werden und auch der traditionell selbstgebackene Kuchen soll künftig vom ortsansässigen Konditor kommen. In Horrem hat man einen Verein zur Erhaltung der Villa Trips gegründet.

Es ist derzeit ungewiss, wie die Sache ausgeht.

In der derzeitigen Sonderausstellung werden als Besonderheiten gezeigt:

- der Rennhelm, den Graf Trips 1961 in Monza trug

- ein Rennoverall

- das Gipskorsett mit Autogramm, das Graf Trips nach seinem Unfall 1957 trug

- ein Bürotisch mit Bildern des Renngrafen

- ein Gemälde, das Graf Trips mit „Schnäuzer“ zeigt

- einen blauen de Tomaso-Rennwagen, den Graf Trips für die Nachwuchsförderung kaufte.

Die Bild- und Textwände sind nach Themen geordnet:

- Trips-die Personen

- Trips und Porsche

- Trips und Ferrari

- Das Trips-Jahr 1961 sowie

…Trips-Filme

 

Resümee

Eigentlich schade, dass die Villa Trips in Horrem in der bisherigen Form nicht weiter existieren kann?

Aber, wenn das Ende kommen sollte, dann wäre die einmalige Sammlung in Hamburg gut aufgehoben, vor allem würden mehr Besucher die Möglichkeit haben, sich an Wolfgang Graf Berghe v.Trips zu erinnern.

 

1-Plakat

2-Klaus Ridder

3-Ferrari

4-König-Schmidt

5-Louis

6-Kurt Ahrens

7-Kurras

8-Siegfried Seifert

9-Turmzimmer

10-Rennhelm

11-Themen

12-Dank

13-Gipskorsett

14-De Tomaso

15-Zandvoort

16-Klaus Ridder

Dramatisches Monza-Rennen 1961

 

Als junger Motorsport-Journalist bestritt ich 1961 meine erste Formel-1-Saison. Beim Rennen auf dem Dünenkurs im holländischen Zandvoort lernte ich Wolfgang Graf Berghe von Trips kennen, der in diesem Jahr für Ferrari fuhr. Von Trips war zu diesem Zeitpunkt kein Unbekannter mehr; er saß schon einige Jahre in unterschiedlichen Rennfahrzeugen und genoss in diesem Jahr die besondere Gunst von Enzo Ferrari, der ihn für alle Formel-1-Rennen unter Vertrag genommen hatte.

 

Natürlich nähert sich ein noch nicht sehr erfahrener Journalist den Stars unter den Piloten mit dem entsprechenden Respekt. Aber schon bei unserem ersten Zusammentreffen in Zandvoort, wo der Graf seinen ersten Saisonsieg errang, hatten wir einen „guten Draht“. Nette und freundliche Gespräche rund um das Renngeschehen entwickelten sich im Boxenbereich und schafften sehr früh eine kameradschaftliche Atmosphäre. Natürlich spielte dabei auch unsere deutsche Herkunft eine gewisse Rolle, denn die deutschen Journalisten waren in dieser Zeit an den internationalen Rennstrecken nicht unbedingt in der Überzahl.

So trafen wir uns noch oft in diesem Jahr, im belgischen Spa-Francorchamps, in Reims, beim Grand Prix von Deutschland oder bei Sportwagenrennen, beispielsweise beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring. Immer gab es einen Händedruck, ein „wie geht’s“, und Informationen wurden ausgetauscht. Nach relativ kurzer Zeit gehörte ich zum Renn-Geschehen dazu; ich wurde lockerer, und ich erfuhr Anerkennung. Auch meine Fotos wurden gern angesehen.

Das September-Wochenende mit dem italienischen Grand Prix auf der Hochgeschwindigkeitspiste von Monza nahte. Ich hatte mein Quartier am Comer See bezogen und fuhr täglich in den königlichen Park, um über das Rennen in Wort und Bild zu berichten.  Am Freitag vor dem Grand Prix wurden die Fahrzeuge vorbereitet und erste Testfahrten unternommen. Ich traf von Trips, der zu diesem Zeitpunkt die Weltmeisterschaft anführte und der relativ gelassen seinen Pflichten nachkam. Einen Tag später sah die Situation schon ein wenig anders aus. Es herrschte eine unterkühlte Atmosphäre bei Ferrari, denn der unmittelbare Konkurrent – Phil Hill – kam ebenfalls aus dem Ferrari-Rennstall.

 

Das Abschlusstraining für das Rennen war überaus spannend. Die Ergebnisse, die ja für die Startaufstellung von Bedeutung waren, wogten hin und her. Wobei sich zeigte, dass gerade hier in Monza ein weiterer neuer Ferrari-Fahrer ganz schnell war: Ricardo Rodriguez. Nach seiner Trainingsbestzeit aber stand von Trips auf dem ersten Startplatz, Rang 2 für Rodriguez, den 3. Platz belegte Ginther und auf Rang 4 stand Phil Hill. Vier Ferraris in den ersten vier Positionen. In der Ferraribox war man mit dem Ergebnis sehr glücklich, und ich traf nach der Qualifikation einen strahlenden von Trips. Für die Italiener auf den Tribünen war die Welt in Ordnung.

Sonntag, 10. September, der Renntag. Wir hatten wieder typisches italienisches Sonnenwetter. Im Fahrerlager war es sehr unruhig – viel Hektik und Betriebsamkeit. Aus Deutschland waren ungewöhnlich viele Journalisten angereist, die nicht nur Zeitungen, sondern auch Rundfunkanstalten bedienten. Jeder wollte vom Favoriten für das Rennen und für die Weltmeisterschaft schnell noch ein paar Aussagen oder ein Interview haben. Ich sah Wolfgang Graf Berghe von Trips wenige Minuten vor dem Rennen in der Startaufstellung. Auf meine Frage wie es denn so ginge, meinte er: „Ich glaube, es ist heute nicht so gut!“ Ich gab ihm einen aufmunternden Klaps. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass Trips gereizt und auch nervös war. Dann begab mich auf meinen Platz, um das Startfoto zu machen. Ich dachte nicht im Entferntesten daran, dass die Aussage von Trips die letzte gewesen sein könnte.

Damals bestand die Monza-Strecke aus zwei Sektionen: Dem Hochgeschwindigkeitsteil und dem Teil des Kurses, der auch heute noch genutzt wird, d. h. die Rennfahrzeuge kamen in einer Runde zweimal an Start und Ziel vorbei.

Beim Start entwickelten die 32 Fahrzeuge mit weit über 5000 PS einen beängstigten Lärm, der natürlich durch die überhängenden Tribünendächer an der Start und Ziel-Geraden noch verstärkt wurde. Graf Trips kam nicht gut vom Start weg; Rodriguez und Hill stürmten vorne weg. Nach der ersten Halbrunde auf dem Hochgeschwindigkeitsteil, sah die Reihenfolge bei Start und Ziel wie folgt aus: P. Hill – Ginther - Rodriguez – Clark – Brabham – von Trips. Alles schien erst einmal in geregelten Bahnen zu laufen.

Aus dem Geschrei der italienischern Kollegen und der Aufregung in meinem Umfeld entnahm ich, dass bei der Anfahrt zur „Curvetta“, der letzten Kurve vor Start und Ziel, etwas passiert war. Da von Trips und Clark bei Durchfahrt fehlten, musste zwischen den Beiden etwas passiert sein.

Wie viele der Journalisten rannte auch ich los, um Gewissheit zu bekommen, ob meinem Favoriten etwas zugestoßen war. Auf dem Weg dort hin kam mir der deutsche Kollege Günther Isenbügel weinend entgegen und erzählte mir, dass von Trips und einige Zuschauer tot seien, da es zwischen Clark und von Trips eine Kollision gegeben hatte. Nachdem mir dies auch noch von Funktionären bestätigt wurde, konnte und wollte ich nicht mehr das Renngeschehen verfolgen. Ich packte meine Sachen und fuhr in mein Quartier. Ich stand unter Schock, ich war fassungslos.

Später erfuhr ich, dass nach dem Unfall, bei dem von Trips und einige Zuschauer ums Leben gekommen waren, der Ferrari-Teamgefährte Phil Hill das Rennen gewonnen hatte und Weltmeister wurde.

 

Nie zuvor war eine Weltmeisterschaft auf so tragische Weise entschieden worden.

 

        Ulrich Kudrass

 

Zeittafel Graf Berghe v. Trips

 

4. Mai 1928

In Köln geboren

1932

Einzug mit den Eltern Eduard Reichsgraf v. Trips und Gemahlin Thessa in die Burg Hemmersbach (heute Kerpen, Ortsteil Horrem)

1945/46

Botenfahrten für britische Soldaten ohne und dann mit Führerschein (ohne Prüfung)

1950

Teilnahme mit Motorrädern an Geländefahrten unter dem Pseudonym „Axel Linther“

1953

Abschluss Landwirtschaftsakademie Brühl

1954

Deutscher Meister GT-Wagen bis 1600 ccm

1955

Ersatzfahrer bei Porsche und erster Start für Mercedes-Benz in Kristianstad (S) auf 300 SLR

1956

Werksfahrer bei Porsche; Klassensieg mit Hans Herrmann beim 12-h-Rennen Sebring

Zweiter in der Deutschen Meisterschaft für Rennsportwagen 1500 ccm

Für Ferrari fährt Graf Trips erste Sportwagenrennen

Erster Formel 1-Einsatz beim GP von Italien in Monza mit Trainings-Unfall infolge Lenkhebelbruchs

1957

Zweiter bei der Mille Miglia hinter Taruffi, dem er den Sieg schenkte

Schwerer Unfall am Nürburgring

Dritter beim GP von Monza auf Ferrari hinter Moss und Fangio

1958

Europa-Bergmeister auf Porsche

Formel 1 auf Ferrari; 10. Platz in der Fahrerwertung

1959

Nachwuchsförderung und Sieg auf Stanguellini Formel Junior auf der Südschleife des Nürburgrings

Porsche-Werksfahrer mit Klassensiegen

1960

Rückkehr zu Ferrari in die Formel 1 und 2 sowie Sportwagenrennen

Durchbruch zur Weltklasse

Formel 2-Siege bei den GP von Syrakus und auf der Solitude

Auf Porsche F2 Zweiter beim GP von Deutschland (Südschleife)

1961

Erster Formel 1-Sieg eines Deutschen auf Ferrari beim GP der Niederlande und England

WM-Führung vor Phil Hill

10. Sept. 1961

Tod in der 2. Runde beim GP von Italien in Monza

Phil Hill wird Weltmeister vor Graf Trips