Graf Trips in Hamburg
-Sonderausstellung über den Renngrafen im PROTOTYP-Museum-
Am Rande der Hamburger Hafen-City befindet sich ein bemerkenswertes Museum.
Inhaber sind Oliver Schmidt und Thomas König, die ihr Hobby zum Nebenberuf gemacht haben: Das PROTOTYP-Museum wurde vor 3 Jahren eröffnet und überrascht immer wieder durch interessante
Sonderausstellungen. Mitte Januar 2012 ging’s um den vor 50 Jahren tödlich verunglückten Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe v. Trips. Über 100 geladene Gäste waren bei der Eröffnung dabei und
begeistert!
Graf Trips
Er sollte Landwirt werden und später mal die Ländereien rund um die malerische Wasserburg Hemmersbach in Horrem bei Köln bewirtschaften. Er war der einzige Sohn des Reichsgrafen Eduard und seiner bürgerlichen
Gemahlin Tessa, geboren 1928 in Köln.
Nach Kriegsende erledigte der junge Graf für die im Schloss einquartierten
Amerikaner Kurierfahrten – noch ohne Führerschein. Die Leidenschaft „Motorfahrzeuge“ begann und heimlich nahm er wenige Jahre später an Motorradwettbewerben und später auch an Autorennen teil, allerdings „geheim“ unter dem Pseudonym „Alex Linther“.
1954 wurde er sogar Deutscher Meister in der GT-Klasse bis 1,6 Liter auf einem ganz privaten Porsche 356. Ein Anruf zu Hause von der Avus in Berlin, dass er Deutscher Meister sei, überraschte die ahnungslosen
Eltern und von da an stand er in den Starterlisten als Wolfgang v. Trips.
Das Talent des Renngrafen Trips blieb nicht unentdeckt, 1955 kam es zu ersten
Einsätzen im Mercedes-Werkswagen bei Sportwagenrennen. Es folgten Einsätze als Werksfahrer bei Porsche, nachdem sich Mercedes 1955 aus dem Motorsport für lange Zeit zurückzog. Auch Enzo Ferrari wurde
auf das deutsche Talent aufmerksam, doch erste Testfahrten endeten mit einem Crash. Graf Trips war schnell, aber Unfälle überschatteten immer wieder seine Karriere. Die Rennunfälle gingen damals meistens tödlich aus, doch Graf Trips überlebte einige Jahre.
Beim Formel 1-Rennen in Monza am 10. September 1961 verunglückte Graf Trips nach
einer Kollision mit dem Lotus von Jim Clark in der zweiten Runde. Der Ferrari wirbelte aus der Bahn, v. Trips wurde herausgeschleudert und war sofort tot. Mit ihm starben 15 Zuschauer. Es war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des Rennsports. Sein Tod war in Deutschland eine nationale
Tragödie, und noch heute, nach 50 Jahren, lebt der Mythos Trips weiter.
Vorträge
Reinhold Louis, v. Trips Biograf und Geschäftsführer der v. Trips‘schen Sportstiftung,
erinnerte an den Renngrafen, an dessen Wohnsitz im Wasserschloss Hemmersbach, an die Kindheit und an die Rennleidenschaft des ersten deutschen Grand-Prix-Siegers. Er ging auch auf die finanziellen
Probleme der Stiftung, die ein Museum (die Villa Trips) in Horrem unterhält, ein.
Viel Beifall gab es für Klaus Ridder, der als Fan einige Rennen miterlebt
hatte. Er war dabei, als Graf Trips 1961 als erster Deutscher ein Grand-Prix
-Rennen auf dem niederländischen Dünenkurs in Zandvoort gewann. Klaus Ridder erinnerte sich auch noch gerne daran, wie Graf Trips ihm 1957 auf
dem Nürburgring Karten fürs Fahrerlager besorgte. Das besondere Erlebnis für ihn aber war, als er anlässlich des 50. Todestages am Mausoleum in Horrem eine Gedenkrede halten durfte.
Ulrich Kudrass erinnerte an den tödlichen Unfall am 10. September 1961 in
Monza. Er war als junger Journalist dabei und schilderte für die Gäste das dramatische und traurige Ereignis.
Interessant auch die Gäste: So war der ehemalige Porsche Werksfahrer und F1-Fahrer Kurt Ahrens mit
Schwiegervater Siegfried gekommen. Aus der Schweiz war die Herausgeberin des Oldtimer-Magazins
Youngtimer-Oldtimer Regine Hansche dabei. Und es gab noch weitere prominente Gäste aus der alten ‚Rennzeit‘.
Die Ausstellung
Das Museum in der Villa Trips in Horrem ist einmalig! Mit viel Mühe wurden hier Exponate aus der Ära Trips
zusammengetragen, die die Besucher faszinieren.
Da der finanzielle Rahmen für das wohl einmalige Auto-Museum in der Villa Trips nicht mehr gegeben ist, gibt es
Pläne, alles nach Hamburg ins PROTOTYP-Museum zu verlegen. Oliver Schmidt und Thomas König würden das
gerne übernehmen und haben auch schon einige Exponate in Hamburg, sie werden im Rahmen der Sonderausstellung gezeigt.
Doch in Horrem will man nun doch versuchen, das Museum mit einem neuen Konzept zu halten. Das Museum soll
nur noch am Wochenende geöffnet werden und auch der traditionell selbstgebackene Kuchen soll künftig vom
ortsansässigen Konditor kommen. In Horrem hat man einen Verein zur Erhaltung der Villa Trips gegründet.
Es ist derzeit ungewiss, wie die Sache ausgeht.
In der derzeitigen Sonderausstellung werden als Besonderheiten gezeigt:
- der Rennhelm, den Graf Trips 1961 in Monza trug
- ein Rennoverall
- das Gipskorsett mit Autogramm, das Graf Trips nach seinem Unfall 1957 trug
- ein Bürotisch mit Bildern des Renngrafen
- ein Gemälde, das Graf Trips mit „Schnäuzer“ zeigt
- einen blauen de Tomaso-Rennwagen, den Graf Trips für die Nachwuchsförderung kaufte.
Die Bild- und Textwände sind nach Themen geordnet:
- Trips-die Personen
- Trips und Porsche
- Trips und Ferrari
- Das Trips-Jahr 1961 sowie
…Trips-Filme
Resümee
Eigentlich schade, dass die Villa Trips in Horrem in der bisherigen Form nicht weiter existieren kann?
Aber, wenn das Ende kommen sollte, dann wäre die einmalige Sammlung in Hamburg gut aufgehoben, vor allem
würden mehr Besucher die Möglichkeit haben, sich an Wolfgang Graf Berghe v.Trips zu erinnern.
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