GP Europa 2001

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Webmaster Reinhold Zitzelsberger

Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

Großer Preis von Europa 2001

- 50 Jahre Formel 1 auf dem Nürburgring -

 

Das Jubiläumsrennen auf dem Nürburgring am 24. Juni 2001 war von der Zuschauerzahl her wohl das best besuchteste Formel 1-Rennen der letzten Jahre. 142.000 Zuschauer waren bei allerbestem Wetter in die Eifel gekommen. Der Veranstalter hätte gut und gerne noch 60.000 Karten mehr verkaufen können, denn die beiden Schumacher-Brüder Ralf und Michael sorgten im Vorfeld schon dafür, dass es einen Bruderkampf geben würde. Ralf Schumacher hatte 14 Tage vorher vor Michael Schumacher den Großen Preis von Kanada gewonnen und auch einen weiteren Sieg auf das Konto der BMW Williams in Imola eingefahren.

Übrigens: Die Fotos können Sie sich groß ansehen, wenn Sie auf die Miniaturen im Text klicken. Zurück zum Text kommen Sie wieder, wenn Sie den Zurück-Button Ihres Browsers betätigen.

 

Training

Der BMW Williams war zu Beginn der Saison 2001 überraschend stark und rückte zu den bis dahin dominierenden Ferrari und McLaren-Mercedes auf. Wie stark der BMW-Motor war, hatte Ralf Schumacher in Montreal bewiesen und hier vor seinem Bruder Michael gewonnen. Die Motorsportfans waren also gespannt auf das neue Duell auf dem Nürburgring.

 Zunächst beherrschten bei kaltem Wetter am Freitag die beiden McLaren mit Coulthard und Häkkinen das Geschehen, Dritter war Michael Schumacher vor Ralf Schumacher. Zwischen den Zeiten der McLaren-Mercedes und den Ferrari-Zeiten lagen Welten. Man weiß allerdings im Freitags-Training nicht immer so genau, welches Fahrzeug mit vollem Tank unterwegs ist oder welche Aufgaben die einzelnen Testrunden beinhalten usw. Michael Schumacher meinte jedenfalls am Abend, dass er mit vollem Tank gefahren sei und die Superzeiten der McLaren Mercedes für ihn noch in Reichweite seien.

 Am Freitag waren bereits 70.000 Fans am Nürburgring, am Samstag sollen 110.000 (!) gewesen sein. So eine Begeisterung hatte es bisher wohl noch nie gegeben. Wir hatten einen Platz auf der Mercedes-Tribüne und insbesondere am Freitag mussten wir bei dem kalten Wind frieren. Wir hatten allerdings die Vorteile, dass wir auf der Tribüne “wandern” konnten und so Fotos aus vielen Positionen schießen konnten. Hin und wieder kam die Sonne durch, so dass auch die Lichtverhältnisse für gute Fotos nicht schlecht waren. Die kalten Asphalttemperaturen waren allerdings auch Ursache für viele Ausrutscher, so durchfuhr Michael Schumacher mit seinem roten Ferrari das weiße Kiesbett und Jacques Villeneuve drehte sogar eine mehrfache Piourette, um auf der rechten Seite hinter der Linkskurve im Castrol S ebenfalls im Kiesbett zu landen.

 Besonders fiel uns auf, dass im Bereich der Mercedes-Tribüne zwar die Imbiss-Stuben mit weiß angezogenem Servierpersonal bestückt waren – die Preise waren aber auch entsprechend angehoben worden. So kostete eine einfache Rennwurst im Brötchen 6 DM und ein kleines Bier 5 DM. Das, obwohl Warsteiner Sponsor des Großen Preises von Europa war. Aber immerhin stimmte das Ambiente. Zum Vergleich, außen kostete eine Rennbratwurst nur 4 DM und das Bier war auch zum gleichen Preis zu haben. Bei den Toiletten war das gleiche Problem wie im Vorjahr, sobald eine Rennpause war, standen draußen die “Bedürftigen” Schlange, insbesondere an der Damentoilette.

 Die Anfahrt am Samstag war schon problematisch, der Stau fing schon lange vorm alten Nürburgring an und löste sich erst im Bereich Start und Ziel auf. Wir kamen zu spät zur ersten Trainingssitzung. Diese Sitzung wurde von Michael Schumacher dominiert. Die zweite Trainingssitzung nahm er gar nicht erst wahr, weil es offensichtlich Probleme mit seinem Fahrzeug gab. Im Qualifying selbst, das um 13.00 Uhr begann, bestimmte zunächst Ralf Schumacher das Geschehen. Er setzte eine Bestzeit hin, die neuer Rundenrekord für die Grand Prix-Strecke bedeutete. Erstmals fuhr dort ein Mensch unter 1 Minute 16 Sekunden. Doch bereits im zweiten Anlauf knackte Michael Schumacher diese Zeit, er blieb sensationell sogar unter 1 Minute 15 Sekunden! Niemand war in der Lage, diese Zeit zu knacken. Zweiter und Dritter waren die BMW Williams-Piloten Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya. Mit dem Einsatzfahrzeug von Michael Schumacher schaffte Rubens Barrichello noch den 4. Platz. Die beiden McLaren-Mercedes belegten “nur” die Plätze 5 (Coulthard) und 6 (Häkkinen). Gefolgt wurden sie von den beiden Jordan mit Trulli und Frentzen sowie den beiden Sauber mit Räikkönen und Heidfeld.

 Also zwei Schumacher in der ersten Reihe – das Rennen versprach am Sonntag spannend zu werden.

 

Rennsonntag

Der übliche Stau, diesmal fing er schon an der Autobahnabfahrt in Wehr an. Nur mühsam quälten wir uns in Richtung Nürburgring – wir standen mehr als wir fuhren. Mit zwei Stunden Verspätung kamen wir dort um 11.00 Uhr an. Wir bekamen gerade noch die Fahrerparade mit. Auf einem besonderen Lkw zeigten sich die 22 startenden Formel 1-Fahrer dem Publikum. Der Streckensprecher Kalle Hufstadt interviewte während der Rundfahrt die Rennfahrer – natürlich zuerst die deutschen Stars wie Ralf und Michael Schumacher, Heinz Harald Frentzen sowie Nick Heidfeld. Wahnsinnige Begeisterung auf den Rängen, die, wie auch in den Vorjahren, überwiegend “rot” aussahen. Hin und wieder waren natürlich auch die blauen BMW-Kappen von Ralf Schumacher zu erkennen (das Verhältnis war wohl 3:1).

 Vor dem Start um 14.00 Uhr stockte allen der Atem – Favorit Michael Schumacher blieb in der Einführungsrunde mit seinem Ferrari in der Dunlop-Kurve liegen. Ein RTL-Kameramann stellte ihm einen BMW-Roller C1 zur Verfügung (Anmerkung: das ist ein Roller mit einer Art Fahrerkabine). Ein Streckenposten lotste Schumacher zurück zu Start und Ziel. Dort angekommen stieg er in das Ersatzfahrzeug. Diesmal blieb er nicht liegen.

 Startaufstellung also mit zwei Schumis in der ersten Reihe. Links außen startete Michael Schumacher, rechts Ralf Schumacher. Das Interesse des Publikums und der Medien galt natürlich den beiden Brüdern.

Beim Start gab es ein Gerangel zwischen den beiden Schumis – mehr als heftig drängelte Michael Schumacher seinen Bruder an die rechte Seite, so dass er dadurch die Oberhand im Castrol S behielt. Einen guten Start erwischte David Coulthard, dem es gelang, Rubens Barrichello zu überholen. Auch Jano Trulli als 5. war vorne mit dabei.

 

Zunächst gelang es Michael Schumacher, einen kleinen Vorsprung von etwa 3 Sekunden vor seinem Bruder Ralf herauszufahren, das übrige Feld fuhr hinterher. Plötzlich drehte Ralf auf, kam an Michael heran und versuchte sogar, ihn in der Dunlop-Kehre zu überholen. Michael machte “zu”, so dass das Überholmanöver nicht gelang. Beim Boxenstopp fuhren beiden gleichzeitig in die Boxengasse, Ferrari war etwas schneller als BMW Williams, so dass Michael Schumacher die Führung behielt. Für Ralf Schumacher kam es  noch schlimmer, er überfuhr beim Verlassen der Boxengasse einen weißen Strich (der Strich grenzt die Rennstrecke gegenüber der Boxenausfahrt ab) und holte sich dadurch 10 Sekunden Strafzeit ein. Nach “Absitzen” der Zeitstrafe kam er als 4. auf die Rennstrecke zurück und schaffte es nicht, sich weiter nach vorne zu kämpfen. Die Reihenfolge lautete: Michael Schumacher vor Juan Pablo Montoya und Rubens Barrichello. Die beiden McLaren-Mercedes waren auf eine Einstopp-Boxenstrategie abgestimmt und kamen dadurch wieder an Rubens Barrichello vorbei. Allerdings gelang es letzterem, Mikka Häkkinen zu überholen. Mittlerweile machte Montoya Druck auf Michael Schumacher, konnte ihn aber nicht erreichen, so dass im Ziel Michael Schumacher vor Montoya und Coulthard lag. Das zwischenzeitlich Ralf Schumacher die schnellste Runde des Rennens fuhr, hat nur statistischen Wert.

 

Zusammenfassung

Bei allerbestem Wetter hatte es ein spannendes Rennen gegeben – zumindestens in der Anfangsphase. Michael Schumacher fuhr seinen 49. Grand Prix-Sieg ein und hat nunmehr Aussichten, den Rekord von Alan Prost (52 Siege) bald zu übertreffen. In der Weltmeisterschaft führt er nunmehr mit 68 Punkten vor David Coulthard (44) und Rubens Barrichello (26). Sein Bruder Ralf liegt mit 25 Punkten an vierter Stelle. Michael Schumacher ist also auf dem Weg, 2001 wieder Weltmeister auf Ferrari zu werden.

 Die BMW Williams und Ferrari waren den McLaren-Mercedes überlegen. Heinz Harald Frentzen (Jordan) vermasselte sich durch einen Dreher die Zieldurchfahrt (Bremsdefekt). Auch Nick Heidfeld (Sauber) schied aus. Es kamen auffallend viele Fahrzeuge ins Ziel (15 von 22). Letzter gezählter Fahrer war Jean Alesi auf Prost. Ralf Schumacher war über seinen Bruder und über sein Missgeschick mit der Zeitstrafe so sauer, dass er sich nach dem Rennen sofort in sein Motorhome verkroch und nicht bereit war, irgendwelche Interviews zu geben.

 Bleibt noch zu erwähnen, dass der junge Finne Kimmi Räikkönen (Finnland, 20) auf Sauber Petronas immerhin 10. wurde und auch dass Jaguar-Pilot Eddie Irvine in den letzten Runden sogar Druck auf Mikka Häkkinen im McLaren-Mercedes ausüben konnte.

 Der Heimweg war wie immer beschwerlich, denn wenn 142.000 Fans mit Autos in Richtung Heimat fahren, wird es auf den Eifelstraßen immer eng.

 Viele Fans blieben aber auch noch eine weitere Nacht und waren schon kräftig am Feiern, als wir durch den kleinen Ort Nürburg in Richtung unseres Parkplatzes gingen.