GP Deutschland 2002

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Letzte Änderung

Donnerstag, 22. August 2013 

Großer Preis von Deutschland 2002

- Hockenheim 2002 -

Hockenheim 2002 – Großer Preis von Deutschland – Michael Schumacher war am Wochenende vorher auch beim französischen Grand Prix in Magny Cours nach 11 Rennen der Saison bereits Weltmeister geworden. Er hatte bis dahin die Saison 2002 so souverän beherrscht, dass sein Punktevorsprung uneinholbar war.

Das wollte man eigentlich in Hockenheim noch erwarten? Viele Motorsportfans hatten das bereits erkannt – der Große Preis von Deutschland war erstmals seit Jahren nicht ausverkauft.

Neuer Hockenheimkurs

Die Rennstrecken der Formel 1 werden immer gleicher. Man nehme ein Quadrat, lege darin mit möglichst vielen Kurven eine Rennstrecke und schon ist ein neuer Grand Prix-Kurs fertig. Rennstrecken mit Charakter waren bisher nur noch Monaco, Monza und der alte Hockenheimring – nach dem Umbau sind es nur noch 2!

Mit den langen charakteristischen Geraden im Wald, wo nur wenige Zuschauer Platz fanden, war der Hockenheimring nicht mehr zeitgemäß. Hinzu kam, dass er mit über 6 km eigentlich viel zu lang war. Man suggerierte den Zuschauern, dass sie ein Recht darauf hätten, die Rennfahrer für ihre teure Eintrittskarte öfter zu sehen, also kürzte man die Rennstrecke.

Doch in den Fachzeitschriften stand es anders, Hockenheim neu: Das ist ein brillantes Strecken-Design, das von den Piloten mit unterschiedlichen Meinungen aufgenommen wurde.

1968 starb Jim Clark im Wald von Hockenheim, 1970 Jochen Rindt an einer Leitplanke in Monza, Mark Donohue wurde am alten Österreich-Ring nach einem Reifenplatzer von einem Holzpfosten erschlagen, Niki Lauda’s Ferrari explodierte an einer Nürburgring-Böschung und die Tamborella-Mauer von Imola killte Ayrton Senna. „Gott sei Dank sind diese Zeiten mittelalterlicher Hinrichtungen vorbei. Daher war die Entwicklung zu Strecken wie A 1-Ring, Seepang und jetzt Hockenheim ein logischer Schritt.“, so schreibt die bekannte Zeitschrift „Motorsport aktuell“.

Der neue Hockenheimring war in kürzester Bauzeit entstanden, das Konzept stammte von dem berühmten Aachener Ingenieur .Thielke Streckenlänge nur noch 4,574 km. Erhalten blieb die Streckenführung, mit wenigen kleinen Änderungen, am sog. Motodrom. Nach der Nordkurve am Ende der Start- und Zielgeraden wurde nach einer etwa 700 m langen Geradeausstrecke eine Rechtskurve eingebaut, die in eine langgezogene etwa 1 km lange Linkskurve (Parabolica genannt) überging. Am Ende dieser langgezogenen Linkskurve dann eine Spitzkehre, die nur mit etwa 70 km/h durchfahren wurde. Danach folgte eine Rechts-/Links-/Rechtskurvenkombination in der sog. Mercedes-Arena, vorbei an der riesig großen neuen Mercedes-Tribüne. Dann wieder Anfahrt ins Motodrom wie bisher. Man hatte diese Streckenführung gewählt, um Überholvorgänge zu ermöglichen.

Neu war auch, dass die riesengroßen Kiesbette durch Asphalt ersetzt wurden. Wenn ein Rennfahrer sich beim Anbremsen verkalkuliert hatte, dann landete er auf dem Asphalt und nicht im Kiesbett. Er konnte meistens weiterfahren, statt im Kies zu versinken.

Bis 2002 war Hockenheim trotz der Schikanen eine Vollgasstrecke, mörderisch für Motoren. Nur wenige Rennwagen erreichten in der Regel das Ziel.

Die neue Rennstrecke 2002 hat einen vollkommen anderen Charakter, sie gleicht anderen Rennstrecken.

Eine Meinung von Juan Pablo Montoya (Williams) zur neuen Rennstrecke: „Es ist eine Schande, dass es den alten Hockenheimring nicht mehr gibt. Ich mochte die alte Rennstrecke mit ihren langen Geraden. Als ich am Donnerstag mit dem Hubschrauber einschwebte, konnte man schön die Konturen des alten Kurses erkennen. Die neue Piste ist einfach eine von vielen. Sie ist jämmerlich. Im Motodrom fahren heute alle mit maximalem Abtrieb. Früher – mit wenig Flügel wegen der Höchstgeschwindigkeit auf der langen Geraden – ist man wie auf Eiern herumgerutscht. Das war aufregend.“

Es gab aber auch andere Meinungen, z.B. von Ralf Schumacher: „Ich bin begeistert von der Strecke, sie macht mir irrsinnig viel Spaß. Vor der Spitzkehre gibt es eine gute Überholmöglichkeit. Der Kurs ist einer der besten, auf denen ich je gefahren bin, großes Lob an den Designer.“

Also unterschiedliche Meinungen, auch unter den Herren Rennfahrern.

Die Schumis beherrschen Training und Qualifying

Michael Schumacher, frischgebackener Weltmeister, hatte noch nie auf Ferrari den Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring gewonnen. Er hatte „nur“ 1995 einen Sieg auf Benetton-Renault zu verzeichnen.

Er war also richtig heiß darauf, auch mal auf Ferrari in Hockenheim zu gewinnen.

Schumi I war auch der erste, der am Freitag Vormittag eine volle Runde auf dem neuen Kurs drehte. Während alle anderen Rennfahrer die erste Runde abbrachen, um die Funktionsfähigkeit ihres Rennwagens zu kontrollieren, fuhr Michael Schumacher nicht in die Boxengasse zurück, sondern drehte eine erste volle Runde. Der Zeiger blieb bei etwas mehr als 1 Minute und 25 Sekunden stehen. Man hatte Zeiten unter 1:20 prophezeit – zumindestens hatte man aber schon mal eine „Hausnummer“.

Insgesamt drehte Michael Schumacher am Freitag 45 Runden, seine schnellste Zeit lag dann bei 1:16,086. Zweiter war Rubens Barrichello.

Spannend dann noch das qualifying am Samstag – lange sah es so aus, als ob Ralf Schumacher die pole position einfahren würde. Auch hier gelang es Michael Schumacher, praktisch in der letzten Minute, seinen Bruder Ralf zu überholen, mit einer sensationellen Zeit von 1:14,389 war Michael fast 2 Zehntel schneller als sein Bruder.

Zwei Deutsche und auch gleich zwei Brüder also in der ersten Startreihe. Rubens Barrichello und Juan Pablo Montoya standen in der zweiten Startreihe, gefolgt von Kimi Räikkönen auf McLaren-Mercedes und Giancarlo Fisichella auf Jordan. Abgeschlagen auf den 9. Rang David Coulthard vor Nik Heidfeld (10. Platz).

Heinz Harald Frentzen auf Arrows war nur „15.“ und Alex Yoong aus Malaysia konnte sich mit seinem Minardi mal wieder nicht qualifizieren.

Man war also gespannt auf das Rennen am Sonntag – insbesondere auf den Bruderkampf der beiden Schumis.

Rennen bei glühender Hitze

Am Sonntag sollte es sehr heiß werden, 35 °C zeigte das Thermometer an.

Hervorragender Start von Michael Schumacher – er ließ nichts anbrennen und brauste dem Feld auf und davon. An zweiter Stelle sein Bruder Ralf, der allerdings Mühe hatte, seinem Bruder zu folgen.H.H.Frentzen blieb stehen und konnte erst mit einer Runde Verspätung losfahren.

Es sah also nach einer Ein-Mann-Schow aus – und so sollte es auch bis zum Ziel bleiben.

Ralf Schumacher vor Rubens Barrichello. Kimi Räikkönen hatte sich vor Juan Pablo Montoya den 4. Platz gesichert, was dem BMW-Piloten sehr viel Zeit plus den Anschluss an Ralf kostete.

Nach 2 Runden hatte Schumi 2,5 Sekunden Vorsprung, nach 3 Runden waren es 2,8, nach 5 Runden bereits 4 Sekunden. Nach 6 Runden führte Schumi mit 4,5 Sekunden vor Ralf, der hatte Barrichello um 1 Sekunde distanziert, Kimi lag schon 3,7 Sekunden hinter dem 2. Ferrari und Montoya begann, Druck auf den Finnen auszuüben.

Die Sauber-Piloten lagen auf Rang 10 (Massa) und 11 (Heidfeld).

Zwischen Montoya und dem jungen Kimi begann das beste Duell des Rennens. Es war kurz, aber ein Nahkampf hart an der Grenze der Berührung. Montoya gewann diesen Nahkampf und spielte sich von dem McLaren-Mercedes frei.

Die Ferrari tankten zuerst. Barrichello nahm in der 26. Runde in 8,6 Sekunden 73 Liter an Bord, was für weitere 22 Runden reichen sollte. Schumi tankte eine Runde später. Ralf kam in der 29. Runde an die Box. Bei der Einfahrt in die Boxengasse wurde er von Villeneuve aufgehalten.

In der 36. Runde hatte Kimi Räikkönen links hinten einen spektakulären Reifenplatzer vor der Spitzkehre. Kimi raste zur Box, bis kein Reifengummi mehr die Felge bandagierte.

In der 46. Runde kam wieder Barrichello als erster zum 2. Ferrari-Tankstopp, doch die Klappe ging nicht auf, er stand geschlagene 21,2 Sekunden bei seinen Helfern und war damit weg von dem erhofften Podiumsplatz.

Die Tankstopps von Ralf Schumacher, Michael Schumacher, Montoya verliefen normal.

Kimi Räikkönen, der durch seinen Reifenplatzer ohnehin hoffnungslos zurückgefallen war, landete mit einem Bremsdefekt in dem Reifenstapel an der Zieleingangskurve. Ralf Schumacher musste zu einem 3. Stopp an die Box, um die Pneumatik neu mit Luft zu füllen. Er konnte einen 3. Platz behalten. Coulthard, der mittlerweile auf dem 5. Platz lag, wurde von Michael Schumacher überrundet. Nick Heidfeld hatte sich, bedingt durch den Ausfall von Räikkönen, auf den 6. Platz vorgearbeitet und konnte somit einen Punkt nach Hause fahren.

100.000 feiern Schumi-Sieg

Nach der Zieldurchfahrt eine wahnsinnige Begeisterung für Michael Schumacher. Dieser ließ es sich nicht nehmen, die Auslaufrunde langsam zu fahren und seinen Fans zu danken. Auch ließ er es sich nicht nehmen – noch im Rennen –, vor der letzten Kurve den Zuschauern zu winken.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Streckenposten die Tore zur Rennstrecke öffneten und Tausende von Fans in Richtung Start- und Zielgerade liefen. Die Streckenposten regelten hermetisch die Boxengasse ab und so war es für die Fans eigentlich eine schöne Sache. Man hatte endlich mal die Möglichkeit, auch durch das Gitter in die Boxengasse zu schauen. Und es gab sogar Autogramme, der Japaner Mika Sato ließ es sich nicht nehmen, durch das Gitter der Boxengassenbegrenzung auch den Fans Autogramme zu geben. Eine schöne Geste.

Schumi hatte seinen 5. Weltmeistertitel errungen, war mit 62 Siegen weiterhin in der Statistik Führender, hatte das Training beherrscht, die pole position eingefahren, die schnellste Runde gedreht und das Rennen auch noch gewonnen. Was will man eigentlich mehr, wenn man Schumi-Fan ist?

 

 

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