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Dienstag, 26. Juni 2018 

GP Spanien 2016

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GP Spanien 2016 – „Superjüngling“ Max Verstappen gewinnt

Es wäre fast ein normales Rennen geworden: Die beiden Mercedesfahrer Nico Rosberg oder Lewis Hamilton gewinnen und Sebastian Vettel wird Dritter. Doch es kam anders. Der jüngste Grand Prix Fahrer aller Zeiten, Max Verstappen (NL) gewann mit 18 Jahren einen Grand Prix – das wird wohl ein Rekord für alle Ewigkeit bleiben. Übrigens, ähnlich startete ja auch mal Sebastian Vettel, der 2008 auf einem unterlegenen Toro Rosso den GP von Italien gewann, er war damals schon 21 Jahre alt.

Eine tolle Rennstrecke, schönes Wetter und spannende Rennen – da kam Freude auf!

Rennstrecke nordöstlich von Barcelona

Vielleicht erinnern sich einige Rennsportfans noch daran, dass der GP von Spanien auf der Montjoich-Rennstrecke ausgetragen wurde, das ist der Hausberg der Millionenstadt Barcelona, praktisch zwischen der Stadt und dem Hafen. Mit einer Seilbahn oder normal mit dem Auto kommt man auf den Montjoich. Dort oben gibt es Parks, Sportanlagen (Olympiastadion 1992) und eine Berg- und Tal-Straße und auf diesen Parkstraßen wurden bis 1975 Rennen gefahren. Ein Unfall 1975, bei dem Rolf Stommelen aufgrund eines gebrochenen Heckflügels in die Zuschauer raste und es gab viele Tote. Jochen Mass führte zum Zeitpunkt des Unfalls und Rennabbruchs und wurde zum Sieger erklärt.

Der Straßenkurs war zu gefährlich geworden und so baute man auf einem Hochplateau 1991 eine neue Rennstrecke mit allen Anforderungen in Sachen Sicherheit und Zuschauerfreundlichkeit. Auslaufzonen ausreichend bemessen, Rettungsstraßen zwischen Zuschauertribünen und Rennstrecke, Absperrung mit einer Mauer rund um die Rennstrecke, Fahrbahn (Einbahnstraße) entlang der Mauer, ausreichend bemessene Toilettenanlagen (insbesondere auch für Damen), Eingangstore mit automatischer Ticketkontrolle usw.

Die Tribünenplätze sind so angelegt, dass man einen großen Teil der Rennstrecke überblicken kann.

An der Rennstrecke führt die Autobahn A7 vorbei, aber auch ein Bahnhof befindet sich 1,4 km von der Rennstrecke entfernt. Die auswärtigen Besucher übernachten entweder in der schönen Stadt Barcelona oder auch an der Costa Brava, deren Hotels Mitte Mai noch leer sind. Für die An- und Abfahrt gibt es Busdienste. Man kann Flug, Unterkunft, Bustransfers und (einfache) Eintrittskarten auch als Paket buchen, z.B. bei ALDI-Reisen für etwa 800 Euro. Wer einen Tribünenplatz wünscht, der zahlt drauf.

Vom Busparkplatz führen Shuttle-Busse direkt an die Rennstrecke – von der Bushaltestelle am Tor 1 bis zum Sitzplatz auf der Tribüne G 22 waren es gerade mal 300 m (was für meine Geschi, die eine Gehbehinderung hat, sehr wichtig war).

Es gab sowohl rotgestrichene permanente Imbissbuden sowie auch andere mobile Imbissstände mit lokalen Spezialitäten (z.B. Paella, Schinken + Baguette). Sündhaft teuer war das Bier, ½ Liter im Becher kostete 8 Euro, preisgünstiger war da schon ein Cappuccino für 3 Euro. Es waren auch Tische und Stühle vorhanden, wo man die Speisen essen oder einfach nur mal im Schatten verweilen konnte. Übrigens, aus Sicherheitsgründen durften keine Flaschen mitgenommen werden. Eine Sicherheits- (und Flaschen-) kontrolle fand unmittelbar hinter den Eingangstoren statt.

Vorgeplänkel

Es war das 5. Rennen im Jahr 2016. Alle Rennen hatte bisher Nico Rosberg gewonnen. Die Mitfavoriten Vettel und Hamilton waren bisher erfolglos, bedingt durch Unfälle, technische Ausfälle. Ein Sportnachrichtendienst schrieb:

Irgendwann hatte auch Lewis Hamilton genug gesehen, gehört und gelesen. Seine beispiellose Pannenserie wird seit Tagen begleitet von wilden Verschwörungstheorien. Geschichten über Sabotage bei Mercedes wabern durch das Internet – vor dem Großen Preis von Spanien ergriff der strauchelnde Weltmeister daher noch einmal selbst das Wort.

„Bitte“, schrieb Hamilton bei Facebook an alle Zweifler, „bitte vertraut meinem Team, so wie ich es tue. Meine Leute würden mir keinen Schaden zufügen, verschwendet keinen Gedanken mehr daran.“ Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr zeigte der manchmal arrogant wirkende Engländer Größe im Angesicht der Niederlage.

Der Start in die Europasaison der Königsklasse soll nun zum Wendepunkt im Teamduell mit Dauersieger Nico Rosberg werden, vor der Reise nach Barcelona will Hamilton alle Nebengeräusche ausblenden und die jüngsten Rückschläge vergessen. Beim vergangenen Rennen in Sotschi hatte der Motor seines W07 im Qualifying gestreikt, auch im Rennen bremsten technische Probleme seine Aufholjagd.

Und diese Fortsetzung seiner Pechsträhne wurde in der Folge zum Nährboden für Spekulationen um eine gezielte Benachteiligung des Engländers durch das Weltmeisterteam. Mercedes-Motorsportchef . Toto Wolff hatte die ziemlich kruden Theorien gleich mit deutlichen Worten kommentiert.

Von „Wahnsinnigen“ sprach der Österreicher: „Es ist schwierig, Leute ernst zu nehmen, die mit dem Laptop auf ihrer Couch liegen und derart beleidigende Dinge in die Welt setzen.“ In einem offenen Brief an die Fans wiesen die Silberpfeile die Vermutungen wenige Tage später erneut zurück. Hamiltons eindringliche Worte waren nun Teil drei des Mercedes-Sperrfeuers gegen die Verdächtigungen.

So unsinnig der Verdacht indes ist – Motto: das Team schadet dem eigenen Piloten und stärkt so auch die direkte Konkurrenz um Sebastian Vettel und Ferrari -, so verständlich ist der Frust bei eingefleischten Hamilton-Fans. Die Serie von Pannen verhindert einen echten Wettstreit mit Rosberg und das Team suchte bislang vergeblich nach Gründen für die Anfälligkeit von Hamiltons Boliden.

Rosberg führt mit der Maximal-Ausbeute von 100 Punkten deutlich vor dem Weltmeister (57), er könnte nun sechsmal in Folge Zweiter hinter Hamilton werden und würde die WM noch immer anführen – und all das hat er geschafft, ohne bislang ein echtes Duell auf der Strecke ausfechten zu  müssen.

Hamilton tritt angesichts einer der schwierigsten Phasen seiner Karriere bislang auf wie ein echter Champion. Der 31jährige vermeidet öffentliche Ausbrüche, verzichtet auf Schuldzuweisungen und arbeitet konzentriert weiter. Der Kampf um seinen dritten Titel in Folge wird auch zum Charaktertest.“

Also, Hamilton wollte um „jeden Preis“ gewinnen – doch es kam ganz anders.

Spannendes Rennen

Die übliche Startaufstellung in der ersten Reihe, die beiden Mercedes, allerdings diesmal Hamilton vor Rosberg. Dann überraschend in der nächsten Reihe die beiden Red Bull mit Daniel Ricciardo (Austr:) und dem jungen Max Verstappen(NL). Dann die beiden Ferraris mit Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. Dass der erst 18jährige Max Verstappen im erstklassigen Red Bull statt im Toro Rosso des Schwesterteams saß, hatte er einer Strafversetzung des Russen Dariil Kwjat zu verdanken. Kwjat war nach einer von ihm verursachten Karambolage mit Vettel beim GP von Russland in das Zweitteam des österreichischen Limonadenfabrikanten Dietrich Mateschitz strafversetzt worden.

Vettel war mit seinem 6. Startplatz unzufrieden und machte u. a. den starken Wind während des Qualifyings dafür verantwortlich. Die „motorschwachen Red Bull waren also überraschend stark und der 4. Platz von Shootingstar Max Verstappen löste Respekt und Bewunderung aus.

Den Start gewann Nico Rosberg, das war eigentlich in der Saison 2016 auch schon normal. Wir konnten den Start an einer großen TV-Wand verfolgen.

Auf einmal wurden die überwiegend spanischen Zuschauer  laut. Der Grund? Hamilton hatte seinen stallinternen Rivalen förmlich abgeschossen und beide Mercedes-Rennwagen landeten im Kiesbett. Da kam Freude auf, weil nunmehr das Rennen offen war. Auf der TV-Wand konnten wir das enttäuschte Kopfschütteln von Mercedes Boss Dieter Zetsche erkennen.

Plötzlich führten 2 Red Bull mit Ricciardo und Verstappen und an dritter Stelle lag der auch erst 18 Jahre alte Spanier Carlos Sainz jun. auf einem Toro Rosso. Dahinter erst die beiden Ferrari mit Vettel und Räikkönen.

Das Rennen schien spannend zu werden – und wurde es auch. Aber erst einmal kam das Safety-Car mit Bernd Mayländer auf die Rennstrecke, denn die beiden Mercedes mussten geborgen werden. Was dann geschah, da zitiere ich am besten eine dpa-Meldung vom 17.05.2016 aus der Bonner Rundschau:

Er hat die Formel 1 mit 18 Jahren und 228 Tagen zu seinem Circus Maximus gemacht. Fahrerkollegen, Experten und die internationalen Medien verneigen sich vor Max Verstappen. Papa Jos stocke die Stimme, Opa Frans heulte wie ein kleines Kind. Das meistgehörte Wort nach dem sensationellen Auftritt des „Jahrhunderttalents“ (Niki Lauda) bei seinem Sieg auf dem Circuit de Barcelona Catalunya: „Unglaublich“. Erster Niederländer auf dem obersten Treppchen eines Formel-1-Podiums, mit Abstand jüngster Gewinner in der 66jährigen Geschichte der Motorsport-Königsklasse. „Das ist Max Tag“, betonte Ferrari-Star Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister musste seinen ersten Platz als jüngster Grand-Prix-Gewinner räumen, dort steht jetzt Verstappen, nachdem er vor Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen und dem Heppenheimer das Rennen am Sonntag gewonnen hatte.

Natürlich profitierte der Teenager vom Ausfall des Mercedes-Duos Nico Rosberg/Lewis Hamilton. Die Art und Weise, wie er den Sieg einfuhr in seinem ersten Renneinsatz für Red Bull und seinem gerade mal 24 Grand Prix, bewies Verstappens Ausnahmetalent. So sehr, dass Spaniens „El Periódico“ meinte: „Die Astronomen sagen, ein Urknall habe am Anfang der Entstehung des Universums gestanden. Ähnliches scheint in der Formel 1 zu gelten, wo nach dem Zusammenkrachen der Mercedes ein neuer Stern aufging. Sein Name ist Max Verstappen.“.

Interessant wurde das Rennen noch in der Schlussphase, als Ricciardo versuchte, an Vettel vorbei zu kommen. Dann hatte er noch einen Reifenschaden, wurde aber noch Vierter.

Resümee

Ein tolles Rennen mit einem erst 18 Jahre alten F1-Sieger, es wird in die Geschichte eingehen.

 

1-Barcelono_rz

2-Rennstrecke - Kopie_rz

3-Hamburger - Kopie_rz

4-Spezialitäten - Kopie_rz

6-Imbissstand_rz

8-Zeitnehmerhaus_rz

9-Ehepaar_rz

11-Vettel_rz

12-Nico Rosberg_rz

15-Kind_rz

18-Porsche Cup_rz

19-Fahrerparade_rz

25-Reifenschaden_rz

26-Verstappen_rz